Pneumologie 2023; 77(S 01): S56-S57
DOI: 10.1055/s-0043-1761001
Abstracts

Pulmonale nichttuberkulöse Mykobakteriosen – Eine Real-Life Auswertung

M Kaiser
1   Klinik Donaustauf; Pneumologie
,
T Göttig
2   Klinik Donaustauf; Psychosomatik
,
M Pfeifer
3   Universitätsklinikum Regensburg; Klinik und Polyklinik für Innere Medizin II
,
S Blaas
1   Klinik Donaustauf; Pneumologie
,
A Mohr
1   Klinik Donaustauf; Pneumologie
› Author Affiliations
 

Hintergrund Epidemiologische Daten zur pulmonalen nichttuberkulösen Mykobakteriose (NTM) liegen nur in geringer Zahl vor. Auch für Süddeutschland sind kaum Daten vorhanden. Ziel der Studie war eine regionale Erhebung der Häufigkeit dieser seltenen Infektionen.

Methoden Retrospektiv für die Jahre 2015 bis 2020 wurden Patienten mit pulmonalem Nachweis nichttuberkulöser Mykobakterien am Universitätsklinikum Regensburg und der Lungenfachklinik Donaustauf identifiziert und auf Risikofaktoren, Manifestation und Therapie untersucht.

Ergebnisse Es gelang der Nachweis von 84 pulmonalen Infektionen; bei 61 Fällen waren die ATS-Kriterien einer pulmonalen NTM-Erkrankung erfüllt. Bezogen auf diese Gruppe finden sich folgende Eigenschaften je Spezies (Gesamtzahl | Pathogenität in% | Kavernenbildung in% der pathologischen Fälle): MAC (38 | 71% | 18,5%), M. chimaera (11 | 81,8% | 33,3%), M. fortuitum (7 | 28,6% | 0%), M. chelonae (3 | 33,3% | 0%), M. malmoensae (8 | 100% | 37,5%), M. kansasii (6 | 66,7%| 75%), M. xenopi (3 | 100% | 66,7%), M. abscessus spp. (6 | 83,3% | 20%), M. szulgai (1 | 100% | 100%) und M. simiae (1 | 100%| 0%). Im bundesweiten Vergleich besteht in Süddeutschland ein höherer Anteil an M. malmoense im Vergleich zu MAC. Zu den Symptomen zählten Husten (69,5%), Dyspnoe (47,5%), Hämoptysen (20,3%), Fatigue (25,4%), Gewichtsverlust (25,4%), Fieber (20,3%), Nachtschweiß (16,9%). Folgender radiologischer Maximalbefund lag vor: bei 9,9% Bronchiolitis, bei 60,7% Konsolidierungen und bei 29,5% eine Kaverne. Eine antibiotische, NTM-spezifische Therapie kam bei 32 der 61 Patienten zur Anwendung. Signifikante Kriterien zur Therapieentscheidung stellten die Kavernenbildung (18 Behandelte vs. 3 Unbehandelte; p=0,02) und der Gewichtsverlust (12 vs. 3; p=0,021) dar. Zur initialen Behandlung wurden Ethambutol (93,8%), Rifamycine (90,6%), Clarithromycin (56,3%), Azithromycin (31,3%), Isoniazid (18,8%) und Amikacin (15,6%) eingesetzt. Therapiepausen erfolgten bei 47,1% und kurative Operationen bei 9,4% d. Fälle (n=3).

Schlussfolgerung Die Geodiversität der NTM in Ostbayern ist vergleichbar mit anderen Erhebungen in Deutschland. Eine pulmonale Kaverne und ein Gewichtsverlust waren ausschlaggebende Kriterien für eine Therapieeinleitung.



Publication History

Article published online:
09 March 2023

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