Pneumologie 2023; 77(S 01): S47-S48
DOI: 10.1055/s-0043-1760981
Abstracts

Fallbericht: Therapierefraktäres Asthma bronchiale bei schwerer, atypisch disseminierter Leishmaniose mit Befall der oberen und unteren Atemwege

J Aries
1   Asklepios Klinikum Harburg, Zentrum für Atemwegs- und Thoraxmedizin; Pneumologie
,
E Atug
1   Asklepios Klinikum Harburg, Zentrum für Atemwegs- und Thoraxmedizin; Pneumologie
,
C Petermann
1   Asklepios Klinikum Harburg, Zentrum für Atemwegs- und Thoraxmedizin; Pneumologie
,
H Wintzer
2   Institut für Pathologie und Hämatopathologie
,
W Weisser
2   Institut für Pathologie und Hämatopathologie
,
G Wiest
1   Asklepios Klinikum Harburg, Zentrum für Atemwegs- und Thoraxmedizin; Pneumologie
› Author Affiliations
 

Einleitung Leishmaniosen sind durch Sandmücken übertragene Infektionen mit Protozoen aus der Gruppe der Leishmanien. Es werden die kutane, die mukokutane und die viszerale Leishmaniose unterschieden. Mikroskopisch können Leishmanien im Zytoplasma von Makrophagen nachgewiesen werden. Unbehandelt können insbesondere viszerale Leishmaniosen tödlich verlaufen.

Fallvorstellung Ein 50-jähriger Patient wurde innerhalb eines halben Jahres mit rezidivierendem infektexazerbiertem Asthma bronchiale, Heiserkeit, Fieberschüben und Hypoxämie stationär behandelt. Trotz wiederholter Antibiotikagaben und maximaler Optimierung der antiasthmatischen Therapie kam es nur zur kurzfristigen klinischen Besserung, sodass die Durchführung einer bronchoskopischen Erregerdiagnostik indiziert wurde. Die radiologische Bildgebung blieb unauffällig. Bronchoskopisch stellte sich das Bild einer schweren Laryngitis und Epiglottitis mit Nachweis von diffusen weißlichen Belägen dar. Zudem war das gesamte Tracheobronchialsystem schwer entzündet und kontaktvulnerabel; die gesamten Schleimhäute waren stark aufgetrieben. Histologisch ließen sich in der entnommenen Bronchialschleimhautbiopsie Mikroorganismen im Makrophagenzytoplasma darstellen. Die daraufhin veranlasste in-situ-Hybridisierung erbrachte den Nachweis auf Leishmanien. Da die Therapie mit liposomalem Amphotericin B aufgrund des schweren Befalles nicht ausreichend war, begannen wir im Verlauf eine additive Behandlung mit Miltefosin, worunter eine Vollremission gezeigt werden konnte.

Zusammenfassung Der isolierte Befall des Larynx und des gesamten Tracheobronchialsystems ohne Anhalt für weitere Organmanifestationen ist eine Rarität und die Klassifikation ist schwierig. Die Infektion unseres Patienten erfolgte am ehesten in Griechenland. Die per PCR nachgewiesene Subgruppe Leishmania infantum ist der häufigste Erreger der kutanen sowie viszeralen Leishmaniose in der Mittelmeerregion. Ausschlaggebend für die Diagnosestellung war in diesem Fall die Histologie des endoskopisch gewonnen Schleimhautbiopsats. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung ist eine solche in einem spezialisierten Labor unabdingbar und sollte bei Verdacht frühzeitig erfolgen.



Publication History

Article published online:
09 March 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany