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DOI: 10.1055/s-0043-1760907
Tularämie – eine infektiologische Ätiologie des PET-positiven Rundherdes und der nekrotisierenden, granulomatösen Lymphadenitis
Hintergrund Die Tularämie ist in Deutschland eine seltene Zoonose, die durch Francisella tularensis, ein aerobes, gramnegatives, intrazelluläres Stäbchenbakterium verursacht wird.
Die Infektion des Menschen erfolgt durch Kontakt mit infizierten Tieren bzw. wirbellosen Überträgern. Klinische Symptome einer Tularämie können von einer asymptomatischen Erkrankung bis hin zu einem septischen Schock und Tod reichen und hängen von der Virulenz des infizierenden Stammes, der Eintrittspforte und dem Immunstatus des Wirts ab.
Kasuistik In unserer Klinik waren im Sommer 2021 zwei Patienten in Behandlung, bei denen auf Grund PET-positiver intrathorakaler und peripherer Lymphknoten- sowie Lungenbefunde histologisch nekrotisierende, granulomatöse Lymphadenitiden gesichert wurden.
Zunächst wurde angesichts des histologischen und radiologischen Bildes an eine Tuberkulose gedacht, jedoch ergab eine vertiefte Anamnese daran Zweifel. In beiden Fällen gelang innerhalb weniger Tage serologisch der Nachweis einer Infektion mit Francicsella tularensis. Aus einem asservierten Lymphknoten-Präparat bei einem der Patienten konnte zusätzlich der Francisella tularensis Nachweis mittels PCR gelingen, bei dem zweiten Patienten gelang dieser Nachweis nicht.
Beide Patienten hatten keinen wissentlichen Kontakt zu Wildtieren wie Feldhasen und Kleinsäuger. Im Infektionszeitraum hielten sich beide Patienten im süddeutschen, ländlichen Raum auf. Anamnestisch ist die Übertragung durch Insektenstiche wahrscheinlich.
Zusammenfassung Auch wenn die Tuberkulose in Deutschland als infektiöse Differentialdiagnose der granulomatösen-nekrotisierenden Lymphadenitis an erster Stelle steht, weisen die beiden Patienten mit Tularämie auf die Notwendigkeit hin, auch an seltene Erreger zu denken.
Das Auftreten der Tularämie als Zoonose in Deutschland wird vermutlich unterschätzt. Es gibt Hinweise, dass die Zunahme der Fälle in Deutschland in den letzten Jahren durch den Klimawandel, der durch mildere Winter und trockenere Sommer direkten Einfluss auf Feldhasen- und Vektorpopulationen zu haben scheint, begünstigt wird.
Publication History
Article published online:
09 March 2023
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Georg Thieme Verlag
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