Suchttherapie 2018; 19(01): 51
DOI: 10.1055/s-0043-125084
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Expertise zu „Cannabis: Potential und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse (CaPRis)“ publiziert

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Publication Date:
09 February 2018 (online)

Am 28.11.2017 wurde der Ergebnisbericht der vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenen und geförderten Studie „Cannabis: Potential und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse (CaPRis)“ veröffentlicht.

Die Studie wurde unter der Leitung von PD Dr. Eva Hoch vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München und PD Dr. Miriam Schneider vom Institut für Entwicklungspsychologie und Biologische Psychologie der Universität Heidelberg durchgeführt.

Sie fasst den aktuellen Forschungsstand zum Thema Cannabinoide zusammen. Im Rahmen der Expertise wurden relevante Studien und Forschungsarbeiten der letzten 10 Jahre in deutscher und englischer Sprache systematisch ausgewertet und bewertet. In Zusammenarbeit mit 30 nationalen und internationalen Experten wurden rund 2000 wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet. Dargestellt werden sowohl die Risiken des Cannabiskonsums als auch der aktuelle Stand der Wissenschaft zu möglichen Indikationen von medizinischem Cannabinoiden.

In der Expertise wird ein detailreiches Bild unterschiedlich ausgeprägter Risiken für akuten und chronischen Konsum aufgezeigt. So finden sich z. B. eindeutige Einschränkungen in der Gedächtnisleistung, der Aufmerksamkeit und der Psychomotorik, insbesondere bei Konsumbeginn in Kindheit und Jugend. Organisch kann sich Cannabis negativ auf die Atemfunktion und das Herz-Kreislaufsystem auswirken (z. B. Herzinfarkt und Bluthochdruck innerhalb von Stunden nach Konsum). Cannabiskonsum steht auch im Zusammenhang mit Einbußen im Bildungserfolg und kann abhängig machen. Besondere Risiken liegen im frühen Konsumbeginn in der Adoleszenz, intensiven und regelmäßigen Gebrauchsmustern sowie dem Co-Konsum von Tabak.

Im Bereich der medizinischen Anwendung von Cannabis wurde ein Nutzen bei der Indikation „Übelkeit und Erbrechen bzw. Appetitstimulation“ bei Menschen mit chemotherapeutisch behandelter Tumorerkrankung, HIV/AIDS assoziierten Beschwerden sowie eine leichte Besserung der Symptomatik bei chronischen Schmerzen gefunden. Auch die subjektiv wahrgenommene Spastizität bei Multipler Sklerose verbesserte sich in den Studien. Aufgrund der begrenzten Datenlagen können zu vielen anderen Krankheitsbildern noch keine Aussagen zur Wirksamkeit gemacht werden. Hier sind weitere Datenerhebungen notwendig.

Den Ergebnisbericht, der die Kernaussagen der Studie enthält, finden Sie auf der Internetseite des BMG unter: www.bundesgesundheitsministerium.de/CaPRis

Ulrich W. Preuss.