Zahnmedizin up2date 2017; 11(04): 371-384
DOI: 10.1055/s-0043-109327
Kieferorthopädie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kraniosynostosen – komplexe interdisziplinäre Therapie

Alexander Hemprich
,
Horst-Uwe Klapper
,
Karl-Heinz Dannhauer
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Publication Date:
07 August 2017 (online)

Auch der niedergelassene Zahnarzt, der Patienten mit Schädeldeformitäten eher selten in seiner Praxis sieht, sollte das vielfältige Erscheinungsbild der Kraniosynostosen kennen und einen Überblick über aktuelle Therapiestrategien der komplexen fachübergreifenden Behandlung haben. Weil es bei einigen Kraniosynostosen wie dem Crouzon-Syndrom auch Mikroformen gibt, ist es möglich, in der Sprechstunde solche Patienten zu erfassen.

Kernaussagen
  • Die komplexe Behandlung von Kraniosynostosen ist in der Regel zunächst an eine Spezialklinik für kraniofaziale Fehlbildungen gebunden. Dieses Zentrum koordiniert die einzelnen Schritte der Therapie und führt die notwendigen Primär- und Sekundäroperationen durch.

  • Auch der Zahnarzt in eigener Niederlassung ist nicht selten in ein solches therapeutisches Konzept eingebunden und übernimmt vor allem die zahnärztliche Nachsorge.

  • Nach der kieferorthopädischen Vorbehandlung wird die Operationsplanung entsprechend dem Ausmaß der skelettalen Abweichungen durchgeführt.

  • Um ein optimales Ergebnis nach Abschluss der komplexen kieferchirurgisch-kieferorthopädischen Therapie hinsichtlich der Okklusion zu erzielen, stehen bereits heute gute Diagnose- und Planungsmittel zur Verfügung.

  • Die Digitalisierung kann, unter Berücksichtigung des Verhältnisses von digitalen Daten zu Gewebedaten, noch vieles leisten und zur engeren Vernetzung der beteiligten Fachrichtungen beitragen.

  • Bei der Behandlung von Patienten mit kraniofazialen Syndromen in der Zahnarztpraxis ist ein steter Informationsfluss zwischen dem interdisziplinären Behandlungszentrum und der Praxis erforderlich.

  • Dem Zahnarzt sollten das Gesamtbehandlungskonzept und die Vorbehandlungen bekannt sein, damit die Abstimmung der kieferorthopädischen Retention und der prothetischen Maßnahmen, z. B. des okklusalen Konzepts, erfolgen kann.

 
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