Notfallmedizin up2date 2017; 12(02): 175-186
DOI: 10.1055/s-0043-107724
Internistische Notfälle
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma bronchiale – notfallmedizinische Versorgung

Michael Hansen
,
Thomas Hachenberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Juni 2017 (online)

Zusammenfassung

Die Versorgung von Asthmapatienten mit lebensbedrohlichen Anfällen ist eine Herausforderung für den Notfallmediziner. Die schnelle und korrekte Therapie, basierend auf inhalativen β2-Mimetika und Anticholinergika kombiniert mit systemischen Glukokortikoiden verhindert meist fatale Verläufe. Bei Nichtansprechen müssen zusätzlich systemische β2-Mimetika, MgSO4 und evtl. Theophyllin zur Anwendung kommen, um eine Intubation und invasive Beatmung möglichst zu vermeiden.

Die Patienten – und insbesondere jene mit Risikofaktoren für einen fatalen Verlauf – müssen bis zur Beschwerdefreiheit unter Beobachtung bleiben. Leichte und mittelschwere Anfälle können bei Erreichen von Beschwerdefreiheit ambulant versorgt werden. Im Rettungsdienst muss die Beobachtungszeit bis zur Beschwerdefreiheit gewährleistet sein, ansonsten sollten die Patienten in das nächstgelegene geeignete Krankenhaus transportiert und in der Notaufnahme vorgestellt werden.

Schwere bis lebensbedrohliche Asthmaanfälle oder eine andauernde Verschlechterung des Krankheitsbilds führen zur notfallmedizinischen Behandlung von Asthmapatienten. Dies kann bei allen Altersgruppen und Schweregraden auftreten. Eine schnelle und korrekte Therapie verhindert meist fatale Verläufe. Der Artikel beschreibt, welche Parameter bei der Diagnosestellung berücksichtigt werden müssen und wie sich die verschiedenen Schweregrade des Asthmaanfalls auf den Patienten und die Therapiemöglichkeiten auswirken. Konkrete leitlinienkonforme Handlungsempfehlungen zeigen auf, welche Unterschiede in der Notfallbehandlung von Erwachsenen und Kindern mit Asthma bronchiale berücksichtigt werden müssen.

Abstract

Treatment of patients with acute severe or life-threatening asthma in the emergency department or in rescue services is a challenge for the physician. The decision on which therapy is needed depends on the clinical assessment of severity. Early administration of bronchodilators, ipratropium bromide and oral or intravenous corticosteroids is the cornerstone of treatment. If these treatments fail, systemic administration of bronchodilators, MgSO4 and theophylline should be carried in order to avoid intubation. Patients with incomplete or poor response should stay in hospital.

Kernaussagen
  • Schwere und lebensbedrohliche Asthmaanfälle treten in allen Altersgruppen und bei allen Asthmaschweregraden auf.

  • Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad des Anfalls.

  • Patienten mit einem Risiko für einen letalen Verlauf müssen erkannt werden.

  • Basistherapie eines Anfalls ist die Applikation schnell wirksamer inhalativer β2-Mimetika, die außer bei leichten Anfällen frühzeitig mit inhalativem Ipratropiumbromid kombiniert werden sollen.

  • Die O2-Therapie orientiert sich am SpO2-Zielwert von 90 – 95%.

  • Systemische Glukokortikoide werden außer bei leichten Anfällen zeitnah oral oder i. v. verabreicht.

  • Bei ausbleibendem Erfolg einer wiederholten inhalativen Therapie werden systemische β2-Mimetika verabreicht. Bei Kindern ist nur Reproterol zugelassen.

  • Magnesiumsulfat ist in allen Altersgruppen anwendbar. Bei schweren Anfällen scheint die inhalative Applikation Vorteile zu bringen.

  • Theophyllin hat seinen Stellenwert als Basismedikament der Therapie des Asthmaanfalls verloren.

  • Die Patienten müssen bis zur Beschwerdefreiheit beobachtet werden.