Kardiologie up2date 2017; 13(02): 163-179
DOI: 10.1055/s-0043-107403
Spezialthemen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Notfallmedizinische Forschungsergebnisse 2015/2016 für die Praxis

Teil 1: Herz-Kreislauf-Stillstand, kardiopulmonale Reanimation und Myokardinfarkt
Jochen Hinkelbein
,
Stefan Braunecker
,
Christopher Neuhaus
,
Hendrik Drinhaus
,
Michael Bernhard
,
Manuel Struck
,
Dan Bieler
,
Heiko Trentzsch
,
Holger Thiele
,
Dominique Singer
,
Bernd W. Böttiger
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Juli 2017 (online)

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Dieser Artikel präsentiert die aktuellen Forschungsergebnisse der Notfallmedizin zu den Themen Herz-Kreislauf-Stillstand, kardiopulmonale Reanimation und Myokardinfarkt. Im 2. Teil [1] werden neurologische Notfälle, Atemwegsmanagement, Trauma und pädiatrische Notfälle beschrieben.

Kernaussagen

Herz-Kreislauf-Stillstand

Reanimation

  • Die kontinuierliche Thoraxkompression ist der synchronisierten kardiopulmonalen Reanimation (CPR) nicht überlegen hinsichtlich des Endpunkts Krankenhausentlassung.

  • Das neurologische Überleben unterscheidet sich nicht signifikant zwischen mit Lidocain und Amiodaron behandelten Patienten. Das Überleben ist jedoch signifikant besser bei mit Antiarrhythmika behandelten Patienten gegenüber Placebo.

  • Hochwertige Thoraxkompressionen könnten die Überlebensrate deutlich verbessern. Eine Möglichkeit, standardisierte, kontinuierliche und gleichartige Thoraxkompressionen durchzuführen, sind mechanische Reanimationsgeräte, die bei innerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand eingesetzt werden können.

  • Die Frage, wie lange eine prähospitale Reanimation durchgeführt werden soll, um noch eine ausreichende Aussicht auf Erfolg zu haben, ist bisher nicht eindeutig geklärt; Studienergebnisse postulieren eine Dauer von mindestens 40 bzw. 50 Minuten, wobei die Aussicht auf ein gutes neurologisches Ergebnis sowie die Gesamtüberlebensrate mit der steigenden Reanimationsdauer abnimmt.

Myokardinfarkt

  • Die Prognose von Patienten mit außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand (OHCA) und Myokardinfarkt ist vergleichsweise schlecht und die innerklinische Mortalität hoch.

  • Intravenös verabreichtes Morphin senkt die Aktivität von Ticagrelor und dessen aktiver Metabolite und führte zu einer Verzögerung in der maximalen Plasmakonzentration von 2 auf 4 Stunden.

  • Die Mortalität nach Krankenhausentlassung sowie die Krankenhauswiederaufnahmeraten von Patienten mit überlebtem kardiogenem Schock waren nach 2 Monaten höher als bei Patienten ohne infarktbedingten kardiogenen Schock. Die Mortalität nach 1 Jahr war jedoch nicht unterschiedlich zwischen beiden Gruppen.