Osteologie 2022; 31(03): 197-198
DOI: 10.1055/s-0042-1755846
Abstracts
Vorträge

Auswirkungen der Spinomed Active-Orthese auf chronische Rückenschmerzen bei Frauen mit osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen

Wolfgang Kemmler
1   Universitätsklinikum Erlangen, Institut für Radiologie, Erlangen
2   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizinische Physik und Mikrogewebetechnik, Erlangen
,
Matthias Hettchen
2   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizinische Physik und Mikrogewebetechnik, Erlangen
,
Simon von Stengel
1   Universitätsklinikum Erlangen, Institut für Radiologie, Erlangen
› Institutsangaben
 

Einleitung Neben Medikamenten und Physiotherapie ist der Einsatz von Wirbelsäulenorthesen ein fester Bestandteil der konservativen Therapie von Wirbelkörperfrakturen. Leider ist die Evidenz für günstige Effekte von Rückenorthesen auf Schmerzintensität, Kyphosewinkel und Funktionalität bei länger bestehender Wirbelkörperfrakturen sehr limitiert. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher den Effekt einer bereits etablierten Rückenorthese (spinomed active, medi Bayreuth, Deutschland) auf die Schmerzintensität von Kreuzschmerzen, den Kyphosewinkel und die Rumpfkraft bei älteren Frauen zu erfassen.

Methode 80 selbstständig lebende Frauen 65 Jahre und älter, mit≥1 niedrig-traumatischen,≥3 Monate zurückliegenden Wirbelkörperfraktur und chronischen Rückenschmerzen gemäß Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerzen sowie einer Hyperkyphose (≥50⁰) – ohne wesentliche Störgrößen auf Intervention oder Endpunkte (s.u.) wurden in die Studie eingeschlossen und randomisiert auf die Orthesen- (SOG) oder Kontrollgruppe (KG) verteilt. Das Protokoll sah eine 2x 2h/d Tragedauer der Orthese über 14 Wochen während normaler Alltagsbeschäftigungen vor. Die KG behielt ihren habituellen Lebensstil bei. Die Orthesenversorgung erfolgte durch einen Orthopädietechniker, der nach 2 und 6 Wochen den korrekten Sitz der Spinalorthese nochmals überprüfte. Beide Gruppen wurden 2-wöchentlich telefonisch kontaktet. Studienendpunkte war die Intensität von Kreuzschmerzen erfasst über ein 4-wöchiges Schmerzprotokoll vor und während der letzte 4 Interventionswochen sowie der Kyphosewinkel via Kyphometer und die maximale Rumpfkraft als Produkt aus Rumpfflexion und – extension unmittelbar vor und nach der Intervention. Es erfolgte eine Intention to treat Analyse mit Imputation fehlender Werte.

Ergebnisse Zusammenfassend konnten für 14 Frauen (SOG: n=6 vs. KG: n=8) keine Kontrollwerte erhoben werden. Wesentliche unerwünschte Nebeneffekte der Orthese wurden nicht berichtet. Die Schmerzintensität von Kreuzschmerzen verbesserte sich in beiden Gruppen, allerdings zeigte die SOG eine signifikant (p=.008) günstigere Entwicklung (-37% vs. -15%). Eine parallele Entwicklung mit günstigeren positiven Veränderungen zeigte sich für die Rumpfkraft (20% vs. 5%, p=.049). Der Kyphosewinkel veränderte sich in der KG marginal ungünstig, während die SOG eine signifikante Verringerung aufwies (-10% vs. 1%; p=.001).

Diskussion Zusammenfassend bestätigen wir die positiven Effekte der Spinomed Active-Orthese auf Schmerzintensität von Kreuzschmerzen, Kyphosewinkel und Rumpfkraft bei älteren Frauen mit≥3 Monate zurückliegender, niedrig-traumatischer Wirbelkörperfraktur und ausgeprägter Kyphose. Unerwünschte Nebenwirkungen wurden nicht berichtet. Die berichteten Effekte der Orthese führen wir auf das Biofeedback-System zurück, das die Patienten daran erinnert eine aufrechte Haltung beizubehalten.

Keywords Chronische Rückenschmerzen, Kyphose, Wirbelsäulenorthese, Wirbelkörperfrakturen

Korrespondenzadresse Wolfgang Kemmler, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Radiologie, Henkestrasse 91, 91052 Erlangen, Deutschland, E-Mail: wolfgang.kemmler@imp.uni-erlangen.de



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. September 2022

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