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DOI: 10.1055/s-0042-1754255
Operative Therapie einer großen retrotrachealen Struma
Hintergrund Bei ca. 6% der Patienten mit einer Struma reicht diese nach intrathorakal. Die große Mehrheit davon liegt retrosternal, nur selten reichen Strumen nach retrotracheal. Der operative Zugangsweg bei derartig außergewöhnlich gelegenen Strumen ist individuell nach Lage der Schilddrüse zu wählen und kann zusätzlich/alternativ zum konventionellen Kocher’schen Kragenschnitt eine partielle oder komplette Sternotomie bis zur seitlichen Thorakotomie beinhalten.
Material und Methode Retrospektive Fallbeschreibung einer 76-jährigen Patientin, die aufgrund einer zervikothorakal retrotracheal gelegenen Struma nach Reanimationspflichtigkeit einer operativen Sanierung der Schilddrüse zugeführt wurde. Hierbei erfolgte ein interdisziplinäres Vorgehen zur Findung der optimalen Operationsstrategie.
Ergebnis Eine 76-jährige Patientin mit bekannter Struma und Stridor wurde durch eine Hypoxie zuhause reanimationspflichtig. Nach Laienreanimation und ROSC zeigte sich in der Schnittbildgebung eine große bis zur Carina reichende retrotracheale Struma mit Einengung der Trachea, beider Hauptbronchien, Kontakt zum Aortenbogen und der Wirbelsäule nach dorsal (Abb. 1). Durch die Bildgebung war naheliegend, dass die Bergung über einen Zugang sowohl von zervikal als auch über eine Sternotomie erforderlich sein würde. In einer interdisziplinären Operation von Thorax- und Viszeralchirurgen konnte die Entfernung der Raumforderung dann als linksseitige Hemithyroidektomie über einen zervikalen Zugang mit partieller oberer Sternotomie (Abb. 2, 3) erfolgen. Das Resektat umfasste 14,4 x 6,8 x 5,4 cm und wog 223,4g. Aufgrund eines zugbedingten Signalverlustes über dem post resectionem strukturell intakten Nervus laryngeus recurrens wurde auf eine Resektion der kleinen Gegenseite verzichtet.
Der postoperative Verlauf nach hypoxischem Kreislaufstillstand war durch ein aktives Delir, depressive Anpassungsstörungen und eine Lungenembolie erschwert. Die Extubation erfolgte am 5. postoperativen Tag, die Patientin wurde nach protrahiertem Verlauf nach 34 Tagen postoperativ in die Häuslichkeit entlassen.
Schlussfolgerung Dieser Fall illustriert die erfolgreiche interdisziplinäre chirurgische Zusammenarbeit bei komplexer retrotrachealer Struma, die sowohl einen zervikalen als auch thorakalen Zugangsweg erforderte.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. September 2022
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