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DOI: 10.1055/s-0042-1753945
Wie erreicht man Landwirt*innen für eine Teilnahme an digitalen Präventionsangeboten? ‚Lessons learned‘ aus einem nationalen Projekt zur Prävention von Depression
Einleitung Digitale Präventionsangebote zur Prävention von Depression haben das Potential, die Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen, zu verbessern, indem sie zeitlich flexibel und ohne Anreise genutzt werden können. Im Rahmen des nationalen Modellprojektes „Mit uns im Gleichgewicht“ der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) werden daher internet- und tele-basierte Präventionsangebote für Versicherte in diesen Berufen implementiert. Um effektive Rekrutierungsstrategien für diese Angebote zu identifizieren, wurde während der Rekrutierung für eine Wirksamkeitsstudie zu einem telefonischen Einzelfallcoaching untersucht, inwieweit sich durch die Ausgestaltung der Rekrutierungsmaterialien die Teilnahmebereitschaft an einer Studie verbessern lässt.
Methoden Es wurden verschiedene Rekrutierungswege genutzt wie Mitgliederzeitschrift, Newsletter, Internetauftritte und postalische Anschreiben. Insgesamt wurden 120.000 Versicherte der SVLFG postalisch angeschrieben. In der 1. Welle (N= 40.000) unterschieden sich die Anschreiben in Layout (Flyer vs. Infoblatt und schwarz-weiß vs. Farbe) sowie den Kosten für die Versandart (Standardversand vs. Dialogpost mit SVLFG-Logo). In der 2. Welle (N=80.000) wurde die inhaltliche Ansprache variiert (Gesundheitsförderungs- vs. Präventionsfokus). Der Rekrutierungsweg wurde im Eingangsassessment erfasst. Zudem enthielten alle Anschreiben einen spezifischen Assessment-Link pro Anschreibevariante. Rücklaufquoten wurden auf den Ebenen des Aufrufs des spezifischen Links und des finalen Studieneinschlusses verglichen.
Ergebnisse Insgesamt begannen 1361 Personen das Eingangsassessment. Von 918 Personen, die das Assessment abschlossen, gaben 831 (91%) an, über ein Anschreiben auf die Studie aufmerksam geworden zu sein. Weitere Rekrutierungsstrategien wurden jeweils nur selten angegeben (<5% oder <40/918 Personen). Insgesamt wurden 1% (N=1141/120.000) der Links in den versendeten Anschreiben aufgerufen.
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Welle: Die Anschreiben mit Flyer (Linkaufrufe: N=64) und die farbig gedruckten Anschreiben mit Infoblatt (N=119) erzeugten bei Standardversand niedrigere bzw. ähnliche Aufrufzahlen des spezifischen Links im Vergleich zu den Varianten mit s/w Druck (N=123) und der fast halb so teuren Dialogpost mit s/w Druck (N=111) (X²(3)=21.6, p<.001).
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Welle: Das Anschreiben mit Fokus auf Gesundheitsförderung (N=413) erzeugte mehr Linkaufrufe als die Variante mit Präventionsfokus (N=311) (X²(1)=14.5, p<.001).
In beiden Wellen zeigte sich keine Unterschiede auf Ebene des Studieneinschlusses.
Schlussfolgerung Um initiales Interesse für eine Gesundheitsintervention zu erzeugen, war für diese Zielgruppe das postalische Anschreiben der effektivste Rekrutierungsweg. Die Kosten können hierbei reduziert werden, indem die günstigeren Varianten s/w Druck und Dialogpost kombiniert werden. Inhaltlich sollte in zukünftigen Anschreiben eine gesundheitsfördernde Ansprache gewählt werden.
Publication History
Article published online:
22 August 2022
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Georg Thieme Verlag
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Germany