Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 848-849
DOI: 10.1055/s-0042-1753941
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

Gesundheit bedarfsgerecht und wohnortnah gestalten – Gesundheitsregionen Niedersachsen

M Preuß
,
S Scriba
,
M Haack
 

Einleitung Im Rahmen des Strukturförderprogrammes „Gesundheitsregionen Niedersachsen“ vernetzen sich unter kommunaler Federführung in 38 der 46 niedersächsischen Landkreise und kreisfreien Städte zentrale Akteure der gesundheitlichen Versorgung und initiieren ressortübergreifend und intersektoral Angebote der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung, der Prävention und Gesundheitsförderung. Initiator des Programmes ist das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Förderer sind zudem AOK Niedersachsen, BKK Landesverband Mitte, IKK Classic, die Ersatzkassen, KVN und ÄKN.

Methoden Jede Gesundheitsregion bildet feste Strukturelemente in Form einer Steuerungsgruppe mit relevanten regionalen Gesundheitsakteuren, in Form von Arbeitsgruppen, einer Koordinierungsstelle sowie regelmäßig stattfindenden Fachtagungen (Gesundheitskonferenzen). Die Gesundheitsregionen können über die Förderrichtlinie zudem Mittel für Modellprojekte einwerben. Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Nds. e. V. ist für die landesweite Prozessbegleitung, Beratung, Vernetzung sowie jüngst die Durchführung eines wirkungsorientierten Monitorings verantwortlich, dessen Daten via Fragebogenerhebung in den regionalen Koordinierungsstellen erfasst werden.

Ergebnisse Schon die Evaluation der Pilotphase der Gesundheitsregionen hat gezeigt, dass der regionale Strukturaufbau die Vernetzung und Kommunikationsflüsse zwischen den beteiligten Gesundheitsakteuren verbessert. In vielen der initiierten Maßnahmen und Projekte werden regionale Bedarfe im Bereich der medizinischen, pflegerischen und Notfallversorgung sowie der Gesundheitsförderung und Prävention adressiert. Im Bereich Digitalisierung konnten auf diesem Wege zum Beispiel sektorenübergreifende Kommunikationsplattformen, Programme zur Ersthelferaktivierung, Kommunikationshilfen für Anamnesegespräche oder eine App zur Vernetzung von werdenden Eltern und Hebammen realisiert werden.

Schlussfolgerung Mit den niedersächsischen Gesundheitsregionen haben sich tragfähige Vernetzungsplattformen entwickelt, die gleichzeitig häufig als Innovationslabore für die Entwicklung zukunftsweisender und bedarfsgerechter regionaler Maßnahmen und Projekte zur Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit fungieren. Um die Komplexität dieser Entwicklungen transparent darstellen zu können, bedarf es des begleitenden Monitorings und einer damit verbundenen zielgruppenorientierten Öffentlichkeitsarbeit. Herausfordernd gestaltet sich bisher die nachhaltige Sicherung der aufgebauten Strukturen und Maßnahmen. Anders als bei vergleichbaren Ansätzen etwa in Baden-Württemberg oder NRW bildet die Grundlage für den Strukturaufbau keine gesetzliche Verankerung, sondern eine Förderrichtlinie mit begrenzter Laufzeit. Auch die Übertragung erfolgsversprechender regionaler Pilotprojekte auf andere Regionen stellt ein wichtiges Handlungsfeld der Zukunft dar.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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