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DOI: 10.1055/s-0042-1753675
Pandemiebedingte Transformationsprozesse partizipativer Forschungsprojekte – Eine qualitative Studie zu vier Bewegungsförderungsprojekten aus dem Capital4Health Forschungsverbund
Einleitung Seit Beginn der COVID-19 Pandemie erlebt die Präventionsforschung starke Einschränkungen aufgrund geltender Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen. Dies erschwerte die Umsetzung partizipativer Forschungsprojekte, da Projekttreffen nicht stattfinden und Interventionen nur eingeschränkt umgesetzt werden konnten. Die vorliegende Studie exploriert pandemiebedingte Transformationsprozesse partizipativer Forschung zur Aufrechterhaltung von Bewegungsintervention in den Settings Kita, Schule, Ausbildungsbetriebe und Gemeinden. Außerdem werden Implikationen für zukünftige Präventionsprojekte eruiert. Zur Beantwortung der Fragestellung wurden exemplarisch vier partizipative Bewegungsprojekte des Forschungsverbundes Capital4Health (C4H) herangezogen.
Methoden Es wurden semistandardisierte Interviews mit Projektverantwortlichen aus vier C4H-Projekten geführt. Die Interviews wurden am Ende der Projektlaufzeiten (August bis November 2021) von den beiden querschnittlichen Evaluationsprojekten des Verbundes über Zoom geführt. Die Interviews wurden verbatim transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse Die Projektteams zeigten hohe Anpassungsfähigkeit an die sich schnell ändernde pandemische Situation und die damit verbundenen neuen Arbeitsanforderungen und -prozesse. Wichtig waren hierbei Kreativität vonseiten der Projektteams sowie ausreichende finanzielle Ressourcen, um bei Mehrarbeit oder personellen Ausfällen reagieren zu können. Kontakte zu Zielgruppen wurde über digitale Formate gehalten oder, wo dies nicht möglich war, durch „offline“ Maßnahmen (z.B. gemeinsame Spaziergänge) ermöglicht. Digitale Transformationsprozesse waren nicht in jedem Setting von Beginn an möglich, wurden aber im Laufe der Pandemie als zunehmend positiv bewertet, da nun Reisezeiten reduziert und schneller und ortsunabhängig kommuniziert werden konnte. Barrieren für die flexible Anpassung und Umsetzung bewegungsfördernder Maßnahmen waren häufig institutionelle Strukturen sowie eine klare Priorisierung der Aufrechterhaltung des Regelbetriebes. Förderfaktoren beinhalteten Anpassungen der Maßnahmen (z.B. Bewegungskurse im Onlineformat) und engagierte Personen (sog. „Kümmerer“).
Schlussfolgerung Die Ergebnisse legen nahe, dass die COVID-19 Pandemie der partizipativen Forschung zu einem Digitalisierungsschub verholfen hat. Dies sollte in zukünftigen Förderanträgen berücksichtigt werden, um partizipative Forschungsprojekte mit Geräten, Lizenzen und Schulungen für Onlinetools ausstatten zu können. Ausreichende Personalmittel sind in Krisensituationen notwendig, um flexibel reagieren zu können und Interventionen nachhaltig in einem Setting zu verankern. Die sinkende Priorisierung von Bewegung in den Settings und die eingeschränkte Erreichbarkeit der Zielgruppe und Multiplikator:innen erschwerten die Aufrechterhaltung partizipativer Prozesse. In einer post-pandemische Zeit sollten digitale Formate als Orte des Austausches weiterhin mitgedacht und weiterentwickelt werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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