Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(06): e22
DOI: 10.1055/s-0042-1749724
Abstracts | MGFG

Geburtseinleitung mit Wehencocktail ist eine Option

S Ziegler
,
Y Heimann
,
E Schleußner
,
T Groten
 

Einleitung Die medikamentöse Geburtseinleitung wird von den Frauen meist als Eingriff in den natürlichen Geburtsverlauf empfunden und ist emotional negativ belastet. Die Einleitung mittels „Wehencocktail“ wird dabei als „altes Hausmittel“ akzeptiert und explizit nachgefragt. Der „Wehencocktail“ mit Rizinusöl war das erste medikamentöse Verfahren zur Geburtseinleitung in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Der Effekt beruht auf der Rizinolsäure, dem Wirkstoff des Rizinusöls. Die Rizinolsäure wirkt über Prostaglandin – Rezeptoren der Muskelzellen des Darmes und der Gebärmutter. Daher kommt es neben der abführenden Wirkung auch zu Uteruskontraktionen. Aufgrund seiner Nebenwirkungen wurde es später nur noch selten eingesetzt und durch Oxytocin verdrängt. Laut AWMF Leitlinie 015-088 Geburtseinleitung sollte Rizinusöl zur Geburtseinleitung nur im Rahmen von Studien und nie im ambulanten Setting verwendet werden. An unserer Klinik wird Frauen nach mindestens einer Spontangeburt die Einleitung mit Wehencocktail gleichwertig zu Einleitung mit Cookballon, Misoprostol und Dinoproston angeboten.

Methode Bei Wunsch nach Einleitung mit Wehencocktail wurde dieser durch Mischung von 20ml angerührt und getrunken. 12 Stunden nach Trinken des Cocktails wurde bei ausbleibendem Geburtsbeginn die Einleitung mit anderen Methoden fortgesetzt. Wir legen eine retrospektive Studie zu den an unserer Klinik in den Jahren 2014 bis 2021 durchgeführten Einleitungen mit Wehencocktail vor. Ausgewertet werden die Rate an vaginalen Geburten, der Anteil der Einleitungen, die mit einer weiteren Methode fortgeführt werden mussten und das geburtshilfliche Outcome.

Ergebnisse In den Jahren 2014-2021 wurden insgesamt 3908 Einleitungen durchgeführt davon 1725 bei Mehrgebärenden und von diesen haben 1446 (83,8%) spontan geboren. 183 (10,6%) der Einleitungen bei Mehrgebärenden wurden mit Cocktail begonnen. Von diesen haben 175 (95,6%) vaginal geboren, 116 (66,3%) benötigten keine weiteren Maßnahmen zur Einleitung. Ein NApH < 7,1 trat in zwei Fällen (7,06 und 7,04) ein Apgar-Wert < 7 nach fünf Minuten in keinem Fall auf. Sechs Kinder wurden in die Neonatologie verlegt. Von den acht durchgeführten Sektiones wurde eine bei vorzeitige Plazentalösung und drei bei pathologischen CTG indiziert.

Diskussion Der Wehencocktail kann als sichere Alternative zur Geburtseinleitung bei Mehrgebärenden angeboten werden. Nur jede 10. Mehrgebärende äußerte den Wunsch nach Einleitung mit Cocktail.



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Article published online:
10 June 2022

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