Zeitschrift für Phytotherapie 2022; 43(S 01): S57
DOI: 10.1055/s-0042-1749314
Abstracts Poster | Phytotherapie 2022 – innovativ

Klauenerkrankungen mit Arzneipflanzen behandeln – ethnoveterinärmedizinische Forschungsergebnisse aus der Schweiz

M Walkenhorst
1   Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Frick, Schweiz
,
B Meier
2   ZHAW, Wädenswil, Schweiz
,
M Hamburger
3   Universität Basel, Basel, Schweiz
› Author Affiliations
 

Einführung Klauenerkrankungen und Lahmheiten stellen grosse Herausforderungen in der Tierhaltung dar, sowohl für das Tierwohl als auch für die Wirtschaftlichkeit.

Ziel Das Ziel der Untersuchung war es, auf Basis ethnoveterinärmedizinischer Forschungsergebnisse Ansatzpunkte für eine Behandlung von Klauenerkrankungen von Wiederkäuern und Schweinen mit Arzneipflanzen zu finden.

Methode Von 2011 bis 2014 wurden ethnoveterinärmedizinische Untersuchungen in 20 Schweizer Kantonen durchgeführt. Als Basis der Auswertung dienten 1671 Anwendungsberichte (AW) die in 208 Interviews mit 273 Landwirt*innen aufgezeichnet wurden. Sie enthielten detaillierte Informationen über die Pflanzenart, den verwendeten Pflanzenteil, die Dosierung und die therapeutische Absicht. Innerhalb dieses Datensatzes wurden gezielt die Anwendungsberichte ausgewählt, die Klauenerkrankungen als Indikation angaben.

Resultat Insgesamt wurden 89 AW mit 22 verschiedenen Pflanzenarten speziell zur äusserlichen Behandlung von Klauenkrankheiten bei Rindern (80 AW), Ziegen (6 AW), Schafen (2 AW) und Schweinen (1 AW) genannt. Für 7 Pflanzenarten wurden mehr als 5 AW zur Behandlung von Klauenkrankheiten gemeldet: Weg- und Wilde Malve (Malva neglecta Wallr. und Malva sylvestris L.; zu Malva ssp. zusammengefasst), Kamille (Matricaria chamomilla L.), Fichte (Picea abies (L.) H. KARST.), Ringelblume (Calendula officinalis L.), Thymian (Thymus vulgaris L.), Fuchssches Greiskraut (Senecio ovatus (P. GAERTN., B.MEY. & SCHERB.) WILLD.) und Wald-Sanikel (Sanicula europaea L.). Für diese Pflanzen wurde die Konzentration im bäuerlichen Hausmittel bestimmt (in g getrockneter Pflanzenmasse/100 g Produkt; [Tab. 1]).

Tab. 1 Arzneipflanzen zur Behandlung von Klauenerkrankungen: Konzentrationen in bäuerlichen Hausmitteln der Schweiz.

Arzneipflanzenart

Verwendeter Pflanzenteil (Anzahl AW[*])

Konzentration[**]

Malva ssp.

Kraut (21), Blüte (1)

0,24; 0,002–1,82

Matricaria chamomilla L.

Blüte (10), Kraut (1)

0,46; 0,04–2,5

Picea abies (L.) H. KARST.

Harz (10)

24,7; 9,9–100

Calendula officinalis L.

Blüte (7)

0,2; 0,0003–0,82

Thymus vulgaris L.

Kraut (6)

0,02; 0,015–0,43

Senecio ovatus (P. GAERTN., B.MEY. & SCHERB.) WILLD.

Kraut (6)

0,37; 0,07–0,57

Sanicula europaea L.

Kraut (6)

0,17; 0,07–0,27

*AW: Anwendungsbeschreibungen.


** in g Pfl anzentrockenmasse/100 g Fertigprodukt (Median; Minimum-Maximum)


Diskussion Fuchssches Greiskraut kann aufgrund des Gehalts an Pyrrolizidinalkaloiden nicht empfohlen werden, wenngleich die äusserliche Anwendung als weniger bedenklich einzuschätzen ist als die innerliche. Wie auch für Wald-Sanikel fehlen jedoch noch ausreichende pharmakologischen Daten. Für die übrigen fünf Pflanzenarten sind antimikrobielle, entzündungshemmende und wundheilende Eigenschaften bekannt. Sie stellen somit einen interessanten Ansatzpunkt für weitere Untersuchungen und Praxiserfahrungen dar.

Dank Allen Mitwirkenden und Unterstützenden dieses Projekts sei ein herzlicher Dank ausgesprochen. Sie alle aufzuführen, würde den Rahmen des Abstracts bei weitem überschreiten.



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Article published online:
13 June 2022

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