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DOI: 10.1055/s-0042-1743006
Unentdeckte Aortenisthmusstenosen (CoAs) als Ursache für ungeklärte arterielle Hypertonien bei Jugendlichen und Erwachsenen
Background: Aortenisthmusstenosen (CoAs) sind angeborene Herzfehler, die im schwerwiegenden Falle bereits in der Neonatalperiode durch einen Kreislaufschock auffallen und operiert werden müssen. Bei milderen Formen ist die Symptomatik jedoch geringer ausgeprägt bis de facto nicht vorhanden. Lediglich ein arterieller Hypertonus ist in nahezu allen Fällen manifest. Wir haben die Hypothese formuliert, dass bei ungeklärten Hypertonien im adoleszenten bis adulten Alter auch eine bis dahin unbekannte CoA zugrunde liegen könnte.
Method: Es wurden nach einer SAP-Abfrage des ICD-Codes Q25.1 alle Patient*innen mit einer CoA mit Aufnahmedatum zwischen 2010 und 2020 identifiziert, die bis ins adoleszente/adulte Alter (>= 14 Jahre) keine krankheitsbezogene interventionelle oder chirurgische Therapie erfahren haben. Durch Analyze der krankenhausinternen Datenbank unserer Universitätsklinik wurden retrospektiv prä- wie postinterventionelle Blutdrücke (BD), echokardiographische Parameter, durchgeführte Schnittbildgebung sowie antihypertensive Medikationen erfasst. Zudem wurde geprüft, ob die Diagnose der CoA <1 Jahr vor Intervention bekannt war und ob Symptome oder klinische Auffälligkeiten bestanden.
Results: In die Studie wurden n = 36 Patient*innen mit einer CoA eingeschlossen. Das mittlere Alter z.Z. der Erhebung war 43J. (20–75J). Das mittlere Alter z.Z. der Intervention war 32J. (14–63J.) 77.7% (n = 28) wurden durch eine Stentimplantation versorgt. Lediglich 16.6% (n = 6) erfuhren eine chirurgische Resektion der CoA. In 86.6% (n = 26) der Fälle war dem/der Patient*in die Diagnose einer CoA nicht bekannt. In 22.6% (n = 7) der Fälle konnte erst mit Hilfe kardialer MRT die Diagnose gestellt werden. In allen Fällen lag eine arterielle Hypertonie vor. Der sys. BD konnte von prä- (M=165mmHg) zu postinterventionell (M = 133 mm Hg) signifikant gesenkt werden (p < 0,001). Analog gilt dies für den dias. BD (prä: M = 93 mm Hg, post: M = 78 mm Hg, p ≤ 0.001). In 69.7% (n = 23) der Fälle war jedoch eine weitergehende antihypertensive Medikation notwendig.
Conclusion: In unserer Studie fanden wir eine überraschend große Anzahl an Patient*innen, die bis ins adulte Alter weder eine Therapie erfahren noch von ihrer Diagnose einer nativen CoA gewusst haben. Unsere Daten zeigen, dass dies v.A. der zurückhaltenden Diagnostik mittels Blutdruckgradienten, Echokardiographie und Schnittbildgebung im haus- und fachärztlichen Bereich geschuldet ist. Zusätzlich zu den von uns eingeschlossenen Patient*innen ist von einer hohen Dunkelziffer an bisher nicht-diagnostizierten CoAs auszugehen.
Publication History
Article published online:
12 February 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
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