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DOI: 10.1055/s-0042-121741
Typ-2-Diabetes – Fast 8 gewonnene Lebensjahre dank intensivierter Diabetes-Therapie
Publication History
Publication Date:
21 December 2016 (online)
Hintergrund Was eine multifaktorielle intensive Intervention unter Berücksichtigung zusätzlicher Risikofaktoren für Patienten mit Typ-2-Diabetes bringt, prüften jetzt dänische Autoren um Peter Gæde mehr als 21 Jahre nach Beginn einer entsprechenden Studie. Möglich machen solch lange Beobachtungen die nationalen Register in Dänemark.
Methoden Die randomisierte Steno-2-Studie nahm 1993 160 dänische Patienten europäischer Abstammung mit Typ-2-Diabetes und Mikroalbuminurie auf. Randomisiert erhielten die Patienten entweder eine konventionelle multifaktorielle Versorgung entsprechen der Behandlungsziele der damals aktuellen nationalen Leitlinien oder eine intensivierte Behandlung mit Schulungen und Pharmakotherapie, die auch bereits vorhandene andere Risikofaktoren für spätere diabetische Komplikationen mit berücksichtigte und behandelte. Die Intervention dauerte 7,8 Jahre, die letzte Nachuntersuchung erfolgte nach im Mittel 21,2 Jahren. Dank der dänischen Bürgerregisternummer konnte das Schicksal aller Patienten nachverfolgt werden.
Primärer Endpunkt der Studie war die Untersuchung der durch die Intensivierung der Behandlung gewonnenen Lebensjahre, dazu wurden u.a. die Jahre bis zum Auftreten einer kardiovaskulären Erkrankung ausgewertet.
Ergebnisse Nach im Median 21,2 Jahren waren 38 der 80 Patienten der intensivierten Therapiegruppe verstorben und 55 der konventionellen Behandlungsgruppe. Die Hazard Ratio (HR) für die Mortalität betrug damit 0,55 zugunsten der intensivierten Therapie (95%-CI 0,36–0,83; p=0,005). Das resultierte in einem im Median 7,9 Jahre längeren Überleben der Patienten nach intensivierter Behandlung gegenüber den Patienten in der konventionellen Therapiegruppe.
Das Risiko für einen Tod durch kardiovaskuläre Ereignisse war im Interventionsarm um 62% gegenüber der Kontrollgruppe reduziert, während es keinen Unterschied zwischen beiden Studienarmen hinsichtlich der nicht kardiovaskulär verursachten Mortalität gab. Im Median vergingen in der intensivierten Therapiegruppe 8,1 Jahre mehr bis zum ersten kardiovaskulären Ereignis als in der Standardgruppe (16,1 vs. 8,0 Jahre; p=0,001).
Auch mikrovaskuläre Komplikationen traten nach intensivierter Therapie seltener auf als nach der konventionellen Behandlung. Retinopathien waren um 33%, eine Erblindung auf mindestens einem Auge um 53% seltener. Das Fortschreiten einer Nephropathie verringerte sich um 48%. Autonome Neuropathien nahmen um 41% ab. Der Progress peripherer Neuropathien blieb dagegen von der Art der Therapie unbeeinflusst.
Folgerung Ein 7,8 Jahre dauerndes intensives, multifaktorielles Behandlungsregime bei Typ-2-Diabetes mit Mikroalbuminurie, das zusätzliche Risikofaktoren für Diabetesfolgeerkrankungen berücksichtigt, kann über einen Beobachtungszeitraum von 21,2 Jahren das Leben um 7,9 Jahre gegenüber einer in den 1990er Jahren konventionellen multifaktoriellen Therapie verlängern. Der Effekt beruht auf weniger und späteren kardiovaskulären Ereignissen. Der intensive, multifaktorielle Ansatz unter Berücksichtigung von anderen Risikofaktoren ist heute breit implementiert, die Auswertung bestätigt aber die Bedeutung der frühen Kontrolle aller Risikofaktoren eindrucksvoll.
Friederike Klein, München