Zusammenfassung
Einteilung und Schweregradbestimmung nach Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule (HWS) erfolgen in Anlehnung an die Quebec Task Force (QTF, modifiziert nach Spitzer et al. 1995) [9]. Die Begutachtung von HWS-Verletzungen ist unproblematisch, solange ein körperlicher Primärschaden im Vollbeweis gesichert werden kann (Schweregrad III–IV). Die HWS-Distorsion (HWSD) wird entsprechend dem QTF-Klassifizierungsschema als leichte bis mäßige (Schweregrad 0–II) Verletzung eingestuft. Für den Begriff Halswirbelsäulendistorsion (HWSD) werden gleichbedeutend auch die Ausdrücke HWS-Beschleunigungsverletzung, HWS-Distorsionsverletzung, Beschleunigungstrauma der HWS, HWS-Zerrung (und HWS-Verstauchung) oder HWS-Schleudertrauma verwendet. Im angloamerikanischen Sprachraum ist der Begriff „Whiplash“ (Peitschenschlag) und „Whiplash-Associated Disorders“ (WAD) üblich. Die größte Beweiskraft hinsichtlich der Festlegung des Verletzungsschweregrads haben magnetresonanztomografische Untersuchungen (MRT) der HWS, die zeitnah nach dem Unfall durchgeführt wurden. Erschwert wird die Begutachtung, wenn unter der Diagnose der HWS-Distorsion (Schweregrad 0–II) ausschließlich klinische Auffälligkeiten nach dem Unfall ärztlich dokumentiert wurden, da solche funktionellen Befunde nicht spezifisch sind und auch in der Allgemeinbevölkerung keine Seltenheit darstellen. In der Zusammenhangsbegutachtung der Unfallfolgen sind die rechtlichen Beweisregeln zu beachten. Es stehen Prüfschemata zur Verfügung, die eine strukturierte Begutachtung ermöglichen; sie helfen, gutachtliche Fehleinschätzungen zu vermeiden.
Abstract
The assessment of cervical spine injuries is not a problem – provided full evidence of primary physical damage can be ensured. MRI examinations of the cervical spine carried out soon after the accident provide the best evidence. The assessment is more difficult if only clinical abnormalities are documented by the doctors after the accident in the diagnosis of cervical spine distortion, as functional results of this type are not specific and are also common in the general population. The legal rules of evidence must be taken into account in the summary assessment of the consequences of cervical spine injuries. Testing schemes are available which allow structured assessment of cervical spine injuries and help to avoid incorrect assessments.
Schlüsselwörter
HWS-Distorsion - Begutachtung - Primärschaden - funktionelle Befunde - Vollbeweis
Key words
whiplash injuries - expert evidence - primary physical damage - functional results - full proof