Erfahrungsheilkunde 2016; 65(06): 301
DOI: 10.1055/s-0042-117895
Editorial
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

„Das geht einem aber an die Nieren“

Volker Schmiedel
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 April 2017 (online)

Zoom Image

so heißt es. In der TCM sind Störungen auf dem Nierenmeridian mit dem Thema „Angst“ verbunden. Dies weist auf deutliche Zusammenhänge zwischen unseren Urogenitalorganen und der Psyche hin. Nieren und Blase sind weit mehr als nur Organe zur Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen.

Jeder, der schon mal eine Harnwegsentzündung hatte, kennt den Drang, der oft schon unmittelbar nach der letzten Entleerung einsetzt. Man möchte gleich wieder Wasserlassen – und hat gleichzeitig Angst vor dem dabei auftretenden Brennen. Eine Nierenkolik verursacht Schmerzen, die denen eines Herzinfarkts oder denen beim Geburtsvorgang gleichkommen.

Die Schulmedizin kennt bei Zystitiden Antibiotika, Spasmolytika und Analgetika (ggf. auch Schlinge, extrakorporale Zertrümmerung oder Operation) bei symptomatischen Nierensteinen und Operation, Radiatio und Chemotherapie bei Prostatakarzinom. Ohne diese Errungenschaften kleinreden zu wollen, so gibt es doch eine Vielzahl naturheilkundlicher Behandlungsformen, die seit Langem bewährt sind und immer wieder zu teilweise erstaunlichen Therapieerfolgen führen.

Neuraltherapie mit Procain oder anderen Lokalanästhetika hat ja ihre Domäne in der Therapie von Schmerzzuständen jeglicher Art. Dass sie durchaus auch bei akuten Koliken und anderen Nierenerkrankungen weiterhelfen kann, lesen wir im Artikel von Ulrike Aldag.

Das gute, alte Beckenbodentraining ist doch langweilig und überholt. Weit gefehlt, wie wir im Beitrag von Nadine Brands-Gündling erfahren. Bei Harninkontinenz ist es nach wie vor die Therapie der Wahl. Es ist nur unbequem. Es verlangt die Bemühungen des Therapeuten, es genau zu erklären. Und der Patient, der es erlernt hat, muss es regelmäßig und konsequent durchführen, damit es auch Erfolge zeitigt.

Das Prostatakarzinom ist die häufigste onkologische Erkrankung bei Männern. Im Beitrag von Dr. Friedrich Migeod lernen wir eine umfassende Übersicht über die wichtigsten komplementärmedizinischen Verfahren kennen.

Pflanzliche Heilmittel können die Aquarese, den Wasserfluss in der Niere, anregen und zur Durchspülung der Harnwege beitragen. Einige pflanzliche Inhaltsstoffe haben sogar antibiotikaähnliche Wirkung. Eine Kasuistik von Dr. Verena Breitenbach zeigt beispielhaft die Möglichkeiten der modernen Phytotherapie.

Ayurveda ist längst keine exotische Medizin mehr. Sie hat mittlerweile Einzug in die europäische Naturheilkunde gehalten. Sie wird in den Fortbildungskursen zur Erlangung der Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren“ ebenso berücksichtigt wie in den großen Standardwerken der Naturheilkunde. Dieser Beitrag von Dr. Ananda Samir Chopra über die Möglichkeiten der ayurvedischen Medizin rundet dieses Themenheft ab.

Also: Trinken Sie viel und sorgen Sie auch im Winter für warme Füße (Blasenmeridian!) – bei sich und Ihren Patienten.

Herzlichst

Dr. Volker Schmiedel