PPH 2016; 22(06): 314-315
DOI: 10.1055/s-0042-116361
Praxis
Fluchen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Himmel, Herrgott, Sakrament

Thomas Holtbernd
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Publication History

Publication Date:
23 November 2016 (online)

Zusammenfassung

Die Wohltat des Fluchens „Verfluchte Scheiße!“ oder ähnliche Kraftausdrücke hat sicher jeder schon einmal ausgestoßen, wenn ihn ein Missgeschick ereilt, wie zum Beispiel sich mit dem Hammer auf den Daumen zu schlagen. Das Fluchen tut gut. Wird rituell ein Fluch ausgesprochen, beschleicht die Anwesenden das unheimliche Gefühl, dass etwas Anderes, eine übersinnliche Macht, zugegen ist. Das Fluchen ist sowohl als Schimpfen als auch als Aussprechen eines Fluchs eine Antwort des Menschen auf einen Zustand der Ohnmacht. Für Menschen, die sich durch eine Krankheit, die Umstände oder eine aussichtslose Situation handlungsunfähig fühlen, könnte das Fluchen ein machtvolles Lebensgefühl bewirken. Darüber hinaus ist das Fluchen die Begegnung mit einem Anderen, einer unheimlichen Macht, und kann den Menschen hierdurch aus seiner Ichbezogenheit befreien.

 
  • Literatur

  • 1 YouTube Im Internet: https://www.youtube.com/watch?v=h8oPWfjh7S8 Stand: 19.08.2016
  • 2 Schramm S, Wüstenhagen C. Das Alphabet des Denkens. Wie Sprache unsere Gedanken und Gefühle prägt. 3. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt; 2015
  • 3 Aman R. Bayrisch-österreichisches Schimpfwörterbuch. München: Goldmann; 1973
  • 4 Wyss S. Fluchen. Ohnmächtige und mächtige Rede der Ohnmacht. Freiburg/Schweiz: Edition Exodus; 1984
  • 5 Han BC. Die Austreibung des Anderen. Gesellschaft, Wahrnehmung und Kommunikation heute. Frankfurt am Main: S. Fischer; 2016