Rofo 2016; 188(10): 899-903
DOI: 10.1055/s-0042-115245
Bildessay
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

MR-Bildgebung der Epstein-Barr-Virus-Enzephalitis

MR-imaging findings in Epstein-Barr virus encephalitis
T Lindig
,
B Bender
,
S Heckl
,
T Nägele
,
S D Ioanoviciu
,
M Horger ; Tübingen
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 September 2016 (online)

Einleitung

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist der Erreger der Infektiösen Mononukleose (IM), auch bekannt als Pfeiffersches Drüsenfieber, eine sehr häufige, in der Regel harmlose und selbstlimitierende Erkrankung. EBV ist ein weit verbreitetes, humanpathogenes DNA-Virus aus der Familie der Herpesviridae. Wie auch andere Vertreter der Herpesviren erreicht das Virus nach Abklingen der akuten, lytischen Phase eine latente Phase mit periodischer Reaktivierung. Es persistiert nach Infektion lebenslang im Körper. EBV befällt überwiegend B-Lymphozyten und nutzt hierfür den C3b-Rezeptor des Komplementsystems auf der Zelloberfläche als Einfallstor. Das Virus verursacht eine überwiegend asymptomatisch-latente, im Einzelfall auch lytische Infektion von B-Lymphozyten. Eine latente Infektion von B-Zellen ist dabei kein passiver Prozess. Vielmehr resultiert daraus eine Proliferation von immortalisierten und aktivierten B-Zellen mit systemischer Infiltration nicht nur des lymphatischen Gewebes, sondern des gesamten Organsystems. Der Syndromkomplex aus Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Fieber, Heiserkeit und zervikaler Lymphadenopathie mit Splenomegalie wurde augenscheinlich erstmals im späten 19. Jahrhundert beschrieben, von den beiden Kinderärzten Nil Fyodorovich Filatov im Jahr 1887 und Emil Pfeiffer 1889. Die Gesamtinzidenz für das Auftreten neurologischer Komplikationen wird mit < 7% beschrieben, mit zentralnervöser Symptomatik auch als alleiniger Manifestation einer EBV-Infektion (Hagemann et al. AJNR Am J Neuroradiol 2006; 27: 1447–1449). EBV gehört somit in die Differenzialdiagnose einer Vielzahl akuter, neurologischer Erkrankungen.