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DOI: 10.1055/s-0042-112875
Für Sie gelesen: Christian Zechert, Dr. Caroline Trautmann (BApK e. V.) – Was tun – bei Konflikten und Aggressionen in Familien mit einem psychisch erkrankten Angehörigen?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. September 2016 (online)
„Seit mehreren Monaten kommt es in unserer Familie immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen. Nicht nur mit Worten. Gegenstände werden zerstört und mehr als einmal hat unser Sohn mich geschlagen. Auch sind wir als Eltern nicht immer nur geduldig, sondern ebenfalls sehr angespannt. Wir wissen nicht, was wir tun können, obwohl wir unseren erkrankten Sohn sehr lieben.“
Mit der Broschüre „Was tun – bei Konflikten und Aggressionen in Familien mit einem psychisch erkrankten Angehörigen?“ macht die Familien-Selbsthilfe Psychiatrie nun einen großen Schritt, um einer „stillen Not“ eine Stimme zu geben. Auf 28 Seiten gibt die Initiative des Bundesverbands der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) e. V. Empfehlungen für Familien und Freunde psychisch erkrankter Menschen.
Mut machen will nach den Worten der BApK-Vorsitzenden Gudrun Schliebener die kompakte Handreichung, die ein gerne verdrängtes Thema aus dem Dunkel des Tabus in das Licht der Öffentlichkeit rücken will: „Wir möchten Mut machen zu sehen, dass Sie auch und trotz der Krisen viele Dinge bereits richtig machen, dass viele der betroffenen Familien im Laufe der Jahre auch ohne professionelle Anleitung gelernt haben oder lernen mussten, die angespannten Situationen erfolgreich zu deeskalieren.“
Die Broschüre „Was tun – bei Konflikten und Aggressionen in Familien mit einem psychisch erkrankten Angehörigen?“ will den Blick auf die häusliche Situation im psychiatrischen Versorgungssystem lenken. Von den „vergessenen Angehörigen“ schreiben die Autoren. In der konkreten Situation, wo daheim verbale und körperliche Aggression ausgelebt werde, gehe es nicht darum, die Schuldfrage zu stellen und zu glauben, man habe die Lösung des Problems. Wichtigste Voraussetzung für eine Problemlösung sei ein „Raus aus der Spirale gegenseitiger Schuldzuschreibung und Akzeptanz der Realität“.
So klärt die Handreichung über die Unterschiedlichkeit von Aggressionen und die Entstehungsbedingungen von Aggressionen auf. Sie verdeutlicht Möglichkeiten gestörter Kommunikation zwischen Menschen und stellt sich der Frage, welche Krankheits-oder Störungsbilder psychisch erkrankter Menschen besonders betroffen sind. Vor allem macht die Broschüre Angebote, wie betroffenen Erkrankten in angespannten Situationen Hilfe nahegebracht werden kann. Schließlich seien die Symptome der Erkrankung kein Ausdruck von bösem Willen, „sondern ein Versuch, mit gestörten Erlebnisweisen fertig zu werden“.
Quelle: BApK e. V.