Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2016; 6(05): 284-289
DOI: 10.1055/s-0042-110825
Forschung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachrichten aus der internationalen Fachliteratur

Ulrike Brünjes
,
Gabriele Dobler
,
Katharina Franke
,
Frank Lichert
,
Judith Lorenz
,
Steffen Manekeller
,
Elke Ruchalla
,
Arne Zastrow
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Publication History

Publication Date:
25 November 2016 (online)

Ein simpler Prädiktor für postoperative Schmerzen?

Persson AK et al. Prediction of postoperative pain from assessment of pain induced by venous cannulation and propofol infusion. Acta Anaesthesiol Scand 2016; 60: 166–176

Eine Studie aus Schweden hat untersucht, ob Schmerzen im Zusammenhang mit einer venösen Kanülierung sowie Propofol-Injektion als Prädiktoren für postoperativen Schmerz geeignet sind. Die prospektive Untersuchung schloss 180 Patienten ein, die für eine laparoskopische Cholezystektomie vorgesehen waren. Mithilfe der visuellen Analogskala (VAS 0–10) wurden präoperativ die Schmerzintensität im Rahmen der für die Anästhesie notwendigen venösen Kanülierung und die Schmerzen nach Gabe einer ersten i. v. Propofoldosis evaluiert. Zielkritereien waren die postoperativen Schmerzscores, die Zeitdauer bis zur 1. Opioidgabe und der Opioidverbrauch bis 90 min postoperativ.

Patienten, die bei der venösen Kanülierung eine Schmerzintensität > 2 angaben, bekamen postoperativ häufiger Opioide verabreicht (65 vs. 36 %; p < 0,001). Zudem erhielten sie diese früher (12 vs. 90 min; p < 0,001) und in höheren Dosierungen (4,8 vs. 0 mg; p < 0,001). Diese Patientengruppe war auch nach der Operation durch eine höhere Schmerzintensität gekennzeichnet (5,8 vs. 2,9 VAS-Einheiten; p < 0,001).

Die Autoren identifizierten Korrelationen zwischen der Schmerzintensität bei der venösen Kanülierung und

  • den max. postoperativen Schmerzscores (rs = 0,24; p < 0,01),

  • der Zeit bis zur 1. postoperativen Opioidgabe (rs = -0,26) sowie

  • der Opioid-Gesamtdosis (rs = 0,25) innerhalb der ersten 90 min nach OP.

  • Auch die durch die Propofolinjektion induzierten Schmerzen korrelierten signifikant mit der postoperativen Schmerzintensität (rs = 0,19; p < 0,05).

Das Geschlecht erwies sich nicht als signifikanter Risikofaktor für postoperativen Schmerz und beeinflusste nicht das prädiktive Vermögen der venösen Kanülierung. Es bestand eine negative Korrelation zwischen dem Alter der Patienten und dem Auftreten von postoperativen Schmerzen, das prädiktive Vermögen der Kanülierung wurde davon allerdings nicht beeinflusst.

Fazit Die Studienergebnisse zeigen, dass im Vorfeld einer laparoskopischen Operation durch venöse Kanülierung oder Propofol-Injektionen verursachte Schmerzen prädiktiv für postoperative Schmerzen sind.

Dr. rer. nat. Frank Lichert, Weilburg

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