physiopraxis 2016; 14(07/08): 6-7
DOI: 10.1055/s-0042-109235
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Publikationsdatum:
22. Juli 2016 (online)

Von zweien, die auszogen, um Physiotherapeuten zu werden!

Karl und Emil stehen am Ende ihrer Schulausbildung und überlegen, was sie beruflich machen wollen. Karl geht aufs Gymnasium, Emil auf die Realschule. Beide wollen mit Menschen arbeiten und interessieren sich daher für die Physiotherapie. Es gibt viele freie Stellen! Für Emil kommt nur eine dreijährige schulische Ausbildung infrage. Karl kann zwischen folgenden drei Ausbildungstypen wählen:

  • → schulische Ausbildung

  • → schulische Ausbildung mit begleitendem Studium

  • → Vollzeitstudium

Was sind die Unterschiede? Sind die Verdienstmöglichkeiten und die Aufgaben im Berufsleben andere? Viele Schulen bieten verschiedene Studiengänge an, welche soll er wählen? Werden diese in der EU und im außereuropäischen Ausland anerkannt? – Karl scheitert an fehlenden und vagen Antworten.

Was sind die Unterschiede? Sind die Verdienstmöglichkeiten und die Aufgaben im Berufsleben andere? Viele Schulen bieten verschiedene Studiengänge an, welche soll er wählen? Werden diese in der EU und im außereuropäischen Ausland anerkannt? – Karl scheitert an fehlenden und vagen Antworten.

Emil hat inzwischen von Physiotherapeuten in Praxen, Kliniken und Rehazentren gehört, dass ihnen die Arbeit am Patienten zwar Spaß macht, nicht aber die äußeren Umstände:

  • → zu lange Arbeitszeiten

  • → geringes Gehalt vor allem für Berufsanfänger

  • → hoher zeitlicher und finanzieller Aufwand für Fortbildungen im Berufsleben

  • → geringes Ansehen des Berufs in Deutschland

  • → wenig Kompetenzen und Handlungsfreiheit hierzulande

Die jungen Leute treffen ihre Entscheidung: Karl studiert Kommunikationswissenschaften, Emil macht eine Ausbildung zum Fachangestellten in einer städtischen Behörde. Und das, obwohl Physiotherapeuten dringend gebraucht werden – schade!

Die Geschichte ist kein Einzelfall. Es wird immer weniger junge Leute geben, die diesen Beruf ausüben wollen, wenn wir die Ausbildung nicht einheitlich regeln. Der Beruf muss endlich aufgewertet werden, wie bereits in anderen EU-Ländern geschehen, z. B. durch den Direktzugang oder über die Blankoverordnung.

Marion Westermann, Dipl.-Physiotherapeutin (FH) und Schulleiterin Physiotherapie

Verrat an der Physiotherapie > physiopraxis 5/16