Gesundheitswesen 2016; 78(04): 237-238
DOI: 10.1055/s-0042-104400
Stellungnahme
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kölner Statement zur medizinischen Versorgung von Flüchtlingen

Cologne Statement for Medical Care of Refugees
G. A. Wiesmüller
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln
,
J. Dötsch
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Köln
,
M. Weiß
3   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, Köln
,
A. Wiater
4   Kinderklinik, Krankenhaus Porz am Rhein Köln
,
G. Fätkenheuer
5   Klinische Infektiologie, Klinik I für Innere Medizin, Universitätsklinikum Köln
,
H. Nitschke
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln
,
A. Bunte
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. April 2016 (online)

Zusammenfassung

Das Kölner Statement wurde verfasst aufgrund der kontroversen Diskussionen sowohl auf regionaler als auch auf überregionaler Ebene bezüglich des Sinns und Nutzens einer infektiologischen Erstuntersuchung von Flüchtlingen bei beschränkten zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen. Auch auf der Basis eigener Daten ist festzuhalten, dass von Flüchtlingen per se kein erhöhtes Infektionsrisiko für die Allgemeinbevölkerung ausgeht und auch nicht für die mit ihrer Versorgung betrauten Personen, wenn diese allgemeine Hygieneregeln einhalten und den von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfschutz haben. Eine an der individuellen Anamnese orientierte medizinische Versorgung von Flüchtlingen ist ebenso humanitär und ethisch geboten, wie zielführend und kosteneffektiv. Neben der ärztlichen Schweigepflicht sind die Meldepflicht nach § 34 Infektionsschutzgesetz (IfSG) sowie die Untersuchung auf ansteckungsfähige Lungentuberkulose nach § 36 (4) IfSG zu beachten.

Abstract

The Cologne statement resulted from both regional and nationwide controversial discussions about meaning and purpose of an initial examination for infectious diseases of refugees with respect to limited time, personnel and financial resources. Refugees per se are no increased infection risk factors for the general population as well as aiders, when the aiders comply with general hygiene rules and are vaccinated according to the recommendations of the German Standing Committee on Vaccination (STIKO). This is supported by our own data. Based on individual medical history, refugees need medical care, which is offered purposeful, economic, humanitarian and ethical. In addition to medical confidentiality, the reporting obligation according § 34 Infection Protection Act (IPA) and the examination concerning infectious pulmonary tuberculosis according to § 36 (4) IPA must be considered.