physiopraxis 2016; 14(03): 3
DOI: 10.1055/s-0042-104326
editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Neuroreha muss mehr wert sein

Rosi Haarer-Becker

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. März 2016 (online)

Der physiokongress zeigte es erneut: Wir haben hoch qualifizierte Therapeuten in der Neuroreha, die sich auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft bewegen, selbst forschen und Forschung kontinuierlich beobachten und erfassen. Sie lehren in Studiengängen und Weiterbildungen, bieten – wie beim Kongress – Updates für die Kolleginnen und Kollegen, die in der täglichen Praxis wenig Zeit für das kontinuierliche Verfolgen von Forschungsergebnissen haben. Das bekannte Dilemma: Für sie alle, die Forschenden, Belesenen, Lernwilligen und Praktizierenden, zahlt sich ihr Engagement für eine bestmögliche Therapie ihrer Patienten ökonomisch betrachtet nicht aus.

Die Vergütung moderner evidenzbasierter Therapie in der Neuroreha liegt auf dem gleichen, absurd niedrigen Niveau wie alle anderen Therapien ohne Zertifikatspositionen. (Dass auch Zertifikate finanziell betrachtet wenig lukrativ sind, sei hier nur am Rande erwähnt.) Zumindest eine Gleichstellung mit traditionellen Konzepten ist bei der Vergütung der modernen Neuroreha überfällig. Sie orientiert sich konsequent an den Prinzipien des Motorischen Lernens und ist evidenzbasiert und ressourcenorientiert ausgerichtet. Und gleich noch eine Forderung: Wir alle wissen, dass Patienten mit neurologischen Erkrankungen auch muskuloskeletale Probleme entwickeln. Sie verlieren ihre Fitness, Ausdauer und Kraft. Sie brauchen gezieltes Training, und so wäre eine Position KG-Gerät für Patienten in der Neuroreha auch gerechtfertigt.

Fachkongresse sind dafür da, die Besucher auf den neuesten Kenntnisstand zu bringen. Die Teilnehmer des 10. physiokongresses profitierten davon, und das nicht nur auf dem Neuroreha-Tag, sondern auch in den anderen Programmmodulen. Ich erlebte die Kolleginnen und Kollegen im Plenum und auf der Bühne wieder sehr interessiert, hoch aufmerksam, engagiert und konstruktiv diskussionsfreudig. Eine wunderbare Kongressatmosphäre. Alle gehen mit aktuellem Wissen, neuen Erkenntnissen, Bestätigungen für das eigene Handeln und auch mit Fortbildungspunkten nach Hause. Finanziell auszahlen wird es sich nicht. Aber die Patienten profitieren. Immerhin, das ist auch sehr wichtig. Sie haben ein Recht auf wirksame Therapie. Und viele von ihnen wissen gar nicht, dass die Vergütung dafür so schlecht ist. Sagen Sie es ihnen. Sie können unsere Forderungen unterstützen.

Rosi Haarer-Becker

PS: Schauen Sie sich doch mal auf den Seiten 12 und 13, wie angehende Physios den Kongress erlebten.