PPH 2016; 22(02): 113-114
DOI: 10.1055/s-0042-104010
Rund um die Psychiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Aktuelle Pflegeliteratur zum Thema

Rezensent(en):
Christoph Müller
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. März 2016 (online)

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(Verlag Hans Huber)

Wer, um Gottes willen, ist denn Ruth Schröck? Wieso wird eine über 80-jährige Frau, die in England lebt, irgendwann einmal die Krankenpflege gelernt hat, mit einem fast 300 Seiten starken Buch gewürdigt?

Wer heute in der deutschsprachigen Pflege forschend unterwegs ist und wirklich etwas zu sagen hat, der hat sicher einmal den Weg von Ruth Schröck kreuzen dürfen. Ja, kreuzen dürfen. Denn jede Begegnung mit der gebürtigen Berlinerin ist einprägsam gewesen.

Wenn man heute Jürgen Georg (Verlagslektor) oder Susanne Schoppmann (Pflegewissenschaftlerin), Wilfried Schnepp (Lehrstuhl für familienorientierte und gemeindenahe Pflege an der Universität Witten/Herdecke) oder Franz Wagner (Bundesgeschäftsführer des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe) fragt, sind sie persönlich von Ruth Schröck bewegt. Und noch mehr: Sie sind fachlich von Ruth Schröck geprägt. Ihr Denken findet seine Grundlage in den zahlreichen Arbeiten Ruth Schröcks.

Diese grundlegenden Arbeiten finden sich zum Teil in dem Buch „Ruth Schröck – ,Es gibt keinen Grund, nichts zu tun‘“. Die Herausgeberin Hilde Schädle-Deininger, für die Ruth Schröck mehr als eine jahrzehntelange Wegbegleiterin ist, hat sicher in so manchem Regal und Ordner gewühlt, um ans Licht zu holen, was in der Eigenschaft als fachlicher Schatz gehoben gehört. Dieses Lob kennzeichnet bereits auch den Buchumschlag, auf dem steht: „Wenn kluge Gedanken ansteckend wirken könnten, würde man diesem Buch eine epidemische Verbreitung unter Pflegenden wünschen.“

Inhaltlich beschäftigt sich das Buch mit der Bedeutung Ruth Schröcks für die Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland. Es wird beschrieben, dass Ruth Schröck Pflegeforschung und Pflegetheorie als Grundlage pflegerischen Handelns und Lehrens bezeichnet. Mit dem spezifischen Blick Schröcks heißt es in einem Kapitel: „Politisch Stellung beziehen bedeutet für Ruth Schröck Verantwortung übernehmen“. Und vor allem betont das Buch, dass die Veröffentlichungen Ruth Schröcks auch durch die Jahrzehnte nichts an Aktualität verloren haben.

Natürlich finden sich an vielen Stellen entscheidende Aussagen oder Gedanken Ruth Schröcks, die auch im pflegerischen Alltag bedenkenswert erscheinen. „Laut Ruth Schröck hängt die Frage, wie Pflegende ihre professionelle Beziehung gestalten, auch davon ab, welches Konzept der Pflege sie entwickelt haben“, heißt es beispielsweise. Oder ein anderer Gedankengang: „Die Mitglieder des therapeutischen Teams sind also gewissermaßen nur Ersatzspieler und dies nur so lange, bis in dem natürlichen sozialen Umfeld ein solcher Mensch wieder gefunden wird oder nicht mehr nötig ist.“

Das Buch ist eine Anregung für den pflegerischen, insbesondere den psychiatrisch-pflegerischen Alltag.

Gönnen Sie sich eine Auszeit mit dem Blick in die Historie Psychiatrischer Pflege. Für die Gegenwart und Zukunft Ihres eigenen Denkens und Handelns wird es Früchte tragen.

Christoph Müller