Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(03): 145
DOI: 10.1055/s-0042-103951
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

It takes a system to save a life – Bad Boller Reanimationsgespräche 2016

Jan-Thorsten Gräsner
,
Götz Geldner
,
Hugo Van Aken
,
Jens Scholz
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. März 2016 (online)

Das Überleben nach Herz-Kreislauf-Stillstand wird von 4 Faktoren bestimmt:

  • der Dauer des reanimationsfreien Intervalls, das u.a. durch adäquate Laienreanimation verkürzt werden kann,

  • dem reibungslosen Funktionieren der Rettungskette,

  • der bestmöglichen Behandlung nach Wiederbelebung und

  • der stetigen Verbesserung der Reanimationsmaßnahmen.

Am Erfolg beteiligt sind nicht nur Rettungsdienste, Feuerwehr und Ärzte. Dazu gehören auch Laien, Politiker, Juristen, Arbeitgeber, Kostenträger, Schulen oder Städte und Landkreise. Denn eine Verbesserung des gesamten Systems, weit über die Grenzen der „klassischen“ Rettungskette hinaus, erhöht die Überlebensrate nach plötzlichem Herztod deutlich.

Vor 2 Jahren trafen sich rund 60 Experten erstmals in Bad Boll, um gemeinsam die Situation der Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand in Deutschland zu evaluieren und Optimierungsmöglichkeiten zu entwickeln. Herausgekommen sind die Bad Boller Thesen: 10 Thesen für 10 000 Leben, was konkret bedeutet, dass wir die Überlebensrate nach präklinischem Kreislaufstillstand verdreifachen können. Aktuell überleben nach Zahlen des Deutschen Reanimationsregisters rund 5000 Patienten. Bei 70 000 Patienten bleiben die getroffenen Maßnahmen letztendlich erfolglos.

Was ist bisher in den vergangenen Jahren geschehen? Die 10 Thesen geben sehr konkret Ansätze und Lösungswege vor. Betrachtet wird die gesamte Rettungskette, da nur die optimale Versorgung in jedem Abschnitt und die reibungslose Verzahnung der einzelnen Behandler miteinander zum Erfolg führen können. Es braucht eine Leitstelle, die den Kreislaufstillstand erkennt und telefonisch zur Reanimation anleitet, es braucht Laien, die Basismaßnahmen vor Eintreffen des Rettungsdiensts beginnen und es braucht einen professionell aufgestellten, ausgerüsteten und regelmäßig trainierten Rettungsdienst, der mit hoher Qualität „performt“. Es braucht spezialisierte Krankenhäuser, die auf die Weiterbehandlung von Patienten nach Herz-Kreislauf-Stillstand eingestellt sind. Es braucht aber auch ein möglichst umfassendes Qualitätsmanagement. Alle Teilschritte müssen erfasst, analysiert und, wo es geht, optimiert werden. Hierfür stehen uns Instrumente zur Verfügung.

Entscheidend ist und bleibt, dass die Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand eine Teamaufgabe ist. Was wir brauchen, ist ein „Team for Survival“. Nur gemeinsam haben wir die Chance, die uns anvertrauten Patienten optimal zu versorgen. Hierfür müssen wir uns künftig noch besser vernetzen, intensiv miteinander diskutieren und stetig nach Verbesserungen streben.

In Bad Boll haben sich im Februar 2016 erneut 60 Experten getroffen – wir brauchen diese Experten in den Diskussionen und jeden einzelnen Experten vor Ort, um gemeinsam 10 000 Leben pro Jahr mehr zu retten.

Bilden wir alle zusammen das „Team for Survival“.

Herausgeber

G. Geldner, Ludwigsburg

T. Hachenberg, Magdeburg

W. Koppert, Hannover

G. Marx, Aachen

N. Roewer, Würzburg

J. Scholz, Kiel

C. Spies, Berlin

H. Van Aken, Münster

H. Wulf, Marburg

K. Zacharowski, Frankfurt/Main

Experten-Panel

M. Adamzik, Bochum

B. Bein, Hamburg

E. Biermann, Nürnberg

J. Biscoping, Karlsruhe

B. Böttiger, Köln

M. Bucher, Halle

H. Bürkle, Freiburg

V. von Dossow, München

L. Eberhart, Marburg

U. Ebmeyer, Magdeburg

M. Fischer, Göppingen

J. Graf, Stuttgart

S. Grond, Detmold

M. Grünewald, Kiel

U. Kaisers, Ulm

C. Kill, Marburg

S. Kozek-Langenecker, Wien

P. Kranke, Würzburg

L. Lampl, Ulm

J. Martin, Ludwigsburg

A. Meißner, Soest

C. Nau, Lübeck

J. Pfefferkorn, Stuttgart

J. Roesner, Rostock

P. Rosenberger, Tübingen

M. Schäfer, Berlin

T. Schnider, St. Gallen

T. Schürholz, Aachen

U. Schwemmer, Neumarkt

T. Standl, Solingen

F. Stüber, Bern

R. Sümpelmann, Hannover

T. Volk, Homburg/Saar

A. Walther, Stuttgart

F. Wappler, Köln

E. Weis, Nürnberg

C. Wunder, Würzburg

Organschaften

Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin

Österreichische Gesellschaft für Anaesthesiologie, Reanimation und Intensivmedizin

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