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DOI: 10.1055/s-0042-103873
Geschlechtsdysphorie und Störungen der Geschlechtsidentität bei Kindern und Jugendlichen
Publication History
Publication Date:
15 April 2016 (online)


Eine Geschlechtsdysphorie (GD) bzw. Geschlechtsidentitätsstörung (GIS) kann in unterschiedlicher Ausprägung in sämtlichen Lebensaltersstufen auftreten und bereits bei sehr jungen Kindern manifest werden. Wenn sich die Kinder und Jugendlichen in ihrem Körper unwohl fühlen und darauf drängen, die pubertätsbedingte Verweiblichung oder Vermännlichung aufzuhalten und ihren Körper mithilfe von Hormonen dem gefühlten Geschlecht anzupassen, stehen die Eltern, aber auch die konsultierten Pädiater und Gynäkologen vor einer großen – u. a. auch ethischen – Herausforderung. Die Problematik der GD und GIS im Kindes- und Jungendalter erfordert eine langjährige interdisziplinäre Betreuung und Behandlung. Empfohlen wird generell eine ausgangsoffene, unterstützende Begleitung der Entwicklung des Kindes oder des Jugendlichen mit GIS/GD. Ziel sämtlicher ärztlicher und psychotherapeutischer Maßnahmen ist nicht vorrangig die „Umpolung“ der Geschlechtsidentität bzw. Beseitigung der GIS/GD, sondern die Stärkung des Selbstwertgefühls und die Auslotung des tief reichenden Identitätskonflikts. DSM-V und ICD-10 unterscheiden die GIS/GD im Kindesalter deutlich von der Geschlechtsdysphorie bei Jugendlichen und Erwachsenen. Die Behandlung von geschlechtsdysphorischen Kindern und Jugendlichen verschiedener Altersstufen sollte unter strenger Berücksichtigung entwicklungspsychiatrischer Aspekte erfolgen. Entscheidungen für oder gegen eine frühzeitige Hormonbehandlung sind schwer zu treffen und werden kontrovers diskutiert. Nach wie vor bestehen keine verlässlichen Kriterien, mittels derer die Wahrscheinlichkeit einer Persistenz der GIS/GD eindeutig vorausgesagt werden kann.