Motorisch-funktionelle Behandlungsverfahren – Umstritten

In Zeiten zunehmender Akademisierung der Ergotherapie befinden sich auch motorisch funktionelle Behandlungsverfahren im Wandel. Da es nur wenige Übersichtswerke zu dem Thema für die Lehre gibt, würde „Der Mofu-Baukasten“ eine wichtige Lücke schließen. Martin Klaus, MBA in Healthcare Management und Ergotherapeut, orientiert sich im übersichtlichen Buch am Lehrplan und ergänzt ihn mit relevanten, aktuellen Themen wie wissenschaftlichen Aspekten und dem Konzept Klnästhetlk. Bilder, Videos und eine CD mit Zusatzmaterial bereichern das Buch. Leider bleibt der Autor jedoch an vielen Stellen oberflächlich, sodass wichtige Aspekte wie die ago- nistische und antagonistische Muskelarbeit und die Biomechanik der Schulter verloren gehen. Eine Verknüpfung zu ergotherapeutischen Modellen, der Betätigungs- und Klientenzentrie-rung und ein verweis auf den Bottom-up-/ Top-down-Ansatz finden nicht statt.

Als Bobath-Therapeutin und zertifizierte Anwenderin der Maietta-Hatch-Kinaesthetics kann ich die praktischen Anleitungen zu den Transfers auf der DVD nicht befürworten. Sie gefährden Klienten (Handling des betroffenen Arms) und Therapeuten (Positionierung der Arme des Klienten an der HWS des Therapeuten). Der Ansatz einer Förderung, die Anbahnung physiologischer Bewegung und eine an ein Konzept wie Bobath angelehnte Vorgehensweise sind nicht erkennbar. Auch die Mobilisierungen, vor allem der Hand- und Fingergelenke und der HWS, sind für die Praxis oft fraglich. In der aktuellen Form kann ich das Buch nicht weiterempfehlen.

Sandra Grimm, BC (NL), Ergotherapeutin und Dozentin für Ergotherapie aus Neuburg/Donau