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DOI: 10.1055/s-0042-101592
Fragen aus der Facharztprüfung Psychotherapie und Psychotherapie
Publication History
Publication Date:
08 March 2016 (online)
„Dann habe ich gesehen, dass eine Zigarettenkippe auf der Treppenstufe lag. Mir war sofort klar: das bedeutet, ich werde jetzt sterben.“
Eine Wahnwahrnehmung ist eine aus der Umdeutung einer an sich normalen Wahrnehmung entstandene Wahnidee. Kurt Schneider hat den besonderen „zweigliedrigen“ Charakter (Wahrnehmung des Gegenstandes unbeeinträchtigt, Deutung der Wahrnehmung abnorm) der Wahnwahrnehmung herausgearbeitet und sie unter den Erstrangsymptomen aufgeführt.
Ein Patient erzählt: „Am Morgen hörte ich plötzlich, wie jemand draußen rief „Es ist Krieg“. Ich wachte davon auf. Später wurde mir klar, dass es sich um Einbildung handeln musste.“
Pseudohalluzinationen haben den Charakter von Vorstellungen, nicht von Wahrnehmungen, und spielen im subjektiven, nicht im objektiven Raum.
Gemäß der klassischen Beschreibung durch Kandinsky und Jaspers sind Pseudohalluzinationen Sinnestäuschungen von bildhaftem, vorstellungsartigem Charakter („entbehren der Leibhaftigkeit“), die sich im inneren, subjektiven Raum abspielen. Weitere Merkmale wie mangelnde Deutlichkeit, Blassheit, erhaltene Einsicht, sind weniger zuverlässig. Während Halluzinationen im engeren Sinn auf eine endogene oder organische Psychose hindeuten, ist die diagnostische Valenz von Pseudohalluzinationen weitaus geringer. Im Einzelfall kann die psychopathologische Abgrenzung aber weniger scharf sein als in den klassischen Beschreibungen postuliert.
Ein Patient berichtet: „Wenn ich Wolkenmuster lange genug betrachte, kann ich darin Personen erkennen.“
Als Pareidolie bezeichnet man eine Sinnestäuschung, bei der in tatsächlich vorhandene Objekte nicht Vorhandenes hineingesehen (oder gehört) wird. Das Phänomen ist üblicherweise ohne krankhafte Bedeutung, kann aber auch durch psychomimetische Drogen ausgelöst werden oder im Prodromalstadium eines Delirs auftreten. Von Illusionen unterscheiden sich Pareidolien dadurch, dass sie nicht vom Affekt getragen sind und bei vermehrter Aufmerksamkeit nicht verschwinden.
Coenästhesien (nach griech. koinos = allgemein) sind qualitativ abnorme Leibgefühlstörungen, die vorwiegend bei schizophrenen Psychosen Vorkommen, aber auch bei anderen Erkrankungen, z. B. im Rahmen depressiver oder hirnorganischer Störungen.
Hilfreich ist die Unterscheidung Hubers in einfache, diagnostisch noch vieldeutige Missempfindungen-
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Coenästhesien Stufe 1: qualitativ merkwürdige, bizarre Empfindungen,
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Coenästhesien Stufe 2: „gemacht“ erlebte Leibhalluzinationen,
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Coenästhesien Stufe 3: als Symptom ersten Ranges der Schizophrenie aufzufassen.
„Ich spüre die ganze Zeit, dass jemand hinter mir herlief. Wenn ich mich bewegte, bewegte er sich auch.“
Von Halluzination und Pseudohalluzination unterscheidet sich die leibhafte Bewusstheit (Jaspers) dadurch, dass das Objekt außerhalb des eigentlichen Wahrnehmungsfeldes erlebt wird (deshalb auch fälschlich „extrakampine Halluzination“). Es handelt sich nicht um eine bloße Überzeugung, sondern subjektiv um eine Trugwahrnehmung. Ihre diagnostische Wertigkeit ist gering, häufig sind sie emotional ableitbar.
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Viele an einer Depression erkrankte Patienten berichten über einen qualitativ andersartigen, „besonderen“ Charakter der Stimmungsveränderung.
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Manchmal hat der depressive Affekt einen leibnahen, drückenden, „vitalen“ Charakter.
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Es können auch negative wie positive Emotionen verblassen oder ganz aufgehoben sein. Man spricht dann vom „Gefühl der Gefühllosigkeit“.
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Anhedonie,
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aufgehobene Reagibilität auf äußere Ereignisse,
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Früherwachen,
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Morgentief,
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objektive psychomotorische Hemmung oder Erregung,
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Appetit-, Gewichts- und Libidoverlust.
Synonyme sind das „somatische Syndrom“, „vitale Depression“, „endomorphe Depression“. Im Vergleich zu depressiven Symptomkonstellationen ohne melancholisches Syndrom sprechen melancholische Depressionen besser auf Elektrokrampftherapie an, sie haben häufiger eine unzureichende Cortisolsuppression im Dexamethason-Hemm-Test, reduzierte REM-Latenz, und sie weisen eine stärkere Neigung zur Remanifestation auf.
Sie sind gekennzeichnet durch:
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Nebeneinander depressiver und manischer Elemente in derselben Phase, z. B. ängstlich-traurige Stimmung,
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Antriebssteigerung,
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rascher Wechsel von depressivem und euphorisch-expansivem Affekt,
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rascher Wechsel zwischen Hemmung und Agitiertheit.
Die Beschreibung der gemischten bipolaren Störungen („Mischzustände“) geht auf Emil Kraepelin und Wilhelm Weygandt (18 991 zurück, aber erst in den letzten Jahren finden sie wieder verstärkte Beachtung. Als besondere Verlaufsform bipolarer Störungen haben sie wichtige prognostische und therapeutische Implikationen.
Eine schizophrene Patientin zeigt ein eigenartiges Verhalten, das sie über lange Zeit auf gleichartige Weise wiederholt. Sie klopft immer wieder mit einem Teelöffel 2-mal kurz auf Wände und Möbelstücke, ohne dass sie erklären kann, warum.
Stereotypien können Motorik, Sprache, Denken und Ausdruck betreffen. Wie andere katatone Symptome auch (Erregungs- und Hemmungsphänomene, Negativismen, Manirismen) sind sie bei Schizophrenien häufiger als heutzutage diagnostiziert. Sie sind aber keineswegs schizophreniespezifisch. Katatone Symptome können bei affektiven Störungen, organischen Psychosyndromen und Intelligenzminderung auftreten, aber auch bei psychogenen Störungen.
Wodurch ist es ausgezeichnet?
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Psychometrisch entspricht eine mittelgradige Intelligenzminderung einem IQ zwischen 35 und 49.
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Klinisch sind Spracherwerb, statomotorische Entwicklung und Sauberkeitsentwicklung verzögert.
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Es wird eine Sonderschule für geistig Behinderte besucht.
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Kulturtechniken werden nur teilweise erlernt, meist ist eine einfache Konversation möglich.
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Im Alltag wird nur teilweise Unabhängigkeit erreicht.
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Nur einfache praktische Tätigkeiten sind ausführbar.
Variante des Münchhausen-Syndroms, bei dem Eltern ihre Kinder mit Symptomen zum Arzt bringen, die sie vortäuschen oder ihnen selbst willkürlich beigebracht haben.
Auch „Münchhausen-Syndrom der Angehörigen“. Oft werden bewusst falsche Angaben zur Anamnese gemacht, z. B. generalisierte Krampfanfälle geschildert. Entsprechende Manipulationen können z. B. in künstlicher Blutbeimengung zum Harn bestehen oder auch in der Verursachung von Symptomen durch die Verabreichung von Psychopharmaka.
Es besteht die Möglichkeit, dass der Patient unvermittelt in das Stadium des Entschlusses eingetreten ist.
Im Stadium des Entschlusses ist eine scheinbare Beruhigung eingetreten („Ruhe vor dem Sturm“), Suizidabsichten werden verneint, nur indirekte Hinweise kündigen den bevorstehenden Vollzug der Suizidhandlung an. Das Stadium des Entschlusses ist – insbesondere ohne Kenntnis des Verlaufs im Vorfeld – schwer zu diagnostizieren.