Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(03): 160-167
DOI: 10.1055/s-0042-101450
Fachwissen
Anästhesiologie, Intensivmedizin & Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Tuberkulose in Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin – Diagnostik und Umgang

Gertraut Mathias
,
Klaus Kerwat
,
Hinnerk Wulf
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Publication Date:
29 March 2016 (online)

Zusammenfassung

Tuberkulose ist in Deutschland eine seltene Erkrankung. Dies liegt an der konsequenten Behandlung und Umgebungsuntersuchung unter Aufsichtdes öffentlichen Gesundheitsdienstes, aber auch an der guten Ernährungs- und Immunitätslage der Allgemeinbevölkerung. Bedingt durch Migrationsbewegungen kann ein häufigeres Auftreten von bisher nicht diagnostizierten Tuberkulose-erkrankungen erwartet werden. Der Infektionsweg ist aerogen: Gerade durch die häufige Manipulation am Atemweg gehört die Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin zu den Berufsgruppen mit erhöhter Übertragungswahrscheinlichkeit. Zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen bei Patienten und Mitarbeitern existieren mehrere ausführliche Leitlinien der entsprechenden bundesweiten und internationalen Organisationen.

Neben einer Übersicht zu Infektionsweg, Übertragungswahrscheinlichkeit sowie Diagnostik zum Infektions- und Erregernachweis stellt dieser Artikel die geltenden Infektionsschutz-Richtlinien vor und zeigt auf, wie übertragungsrelevante Situationen in der Praxis technisch minimiert werden können. Dabei ist die Praktikabilität von Selbstschutz durch Information und Awareness ein entscheidender Punkt.

Abstract

Tuberculosis is a rare disease in Germany. This is the result of systematic treatment, contact tracing, and supervision of public health institutions, but even more of good nutrition and immunity of the population. Considering migration waves, a higher incidence of non-diagnosed tuberculosis may be expected. Due to the airborne type of infection and constant manipulation of the airway, those working in anesthesia, intensive care and emergency medicine are exposed to an increased risk of infection with tuberculosis. To avoid hospital and community infection, several guidelines of national and international organizations are available.

This article gives a summary of the mechanism and probability of infection, diagnosis of infection andpathogen detection; important guidelines are referred to, and everyday situations with risk of infection and their avoidance are described. The message is that self-protection should be possible by information and awareness.

Kernaussagen

  • Der Infektionsschutz in Deutschland ist durch die bundesweiten Organisationen und deren Leitlinien sehr gut aufgestellt und bedarf trotzdem der alltäglichen Umsetzung durch jeden Einzelnen.

  • Migrationsbewegungen erhöhen die Alltagsinzidenz von undiagnostizierten Infektionskrankheiten.

  • Tuberkulose ist eine für die Allgemeinheit relevante Infektion.

  • Die aerogene Infektion mit M. tuberculosis hängt wesentlich ab von einer nach außen offenen Erkrankung mit erregerreichem Sekret und einem ausreichend kräftigen Hustenstoß.

  • Beschäftigte in Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin haben ein erhöhtes Infektionsrisiko. Nach ungeschütztem Kontakt mit offener Tuberkulose ist immer eine Nachuntersuchung notwendig.

  • Tuberkulose ist für Immunkompetente und gut ernährte Menschen weit weniger gefährlich als für Immungeschwächte oder Menschen mit Zweitinfektionen und sozial Schwache.

Ergänzendes Material