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DOI: 10.1055/s-0041-1732122
Wenn Erwerbsminderungsrenten das Arbeitsleben vorzeitig beenden: Welche Rolle spielen dabei psychische Erkrankungen?
Einleitung Etwa ein Fünftel aller Rentenzugänge erfolgt - häufig viele Jahre vor der Regelaltersgrenze - aufgrund chronischer Erkrankungen. In 2018 gibt es in Deutschland etwa 1,8 Mio. Personen, die vorzeitig den Arbeitsmarkt verlassen haben und eine Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) beziehen.1 Vor dem Hintergrund einer Zunahme psychischer Störungen wird untersucht welche geschlechtsspezifischen und regionalen Einflussfaktoren sowie Assoziationen zwischen Haupt- und Nebendiagnosen bei den EM-Renten zu beobachten sind.
Methoden Auf Basis von aggregierten (Makro-)Daten der EM-Rentenzugangsstatistik wird die Entwicklung seit den 1990er Jahren untersucht. Mit prozessproduzierten Daten des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung wird analysiert, welche Personen zu welchem Zeitpunkt im Lebenslauf und mit welchen Diagnosen EM-Rente beziehen. Geschlechtsspezifische und regionale Faktoren sowie Haupt- und Nebendiagnosen hierbei werden berücksichtigt.
Ergebnisse Seit Beginn der 2010er Jahre bekommt jede zweite Frau und jeder dritte Mann wegen psychischer Störungen eine EM-Rente bewilligt. Ab dem 50. Lebensjahr steigen die EM-Risiken stark an, wobei psychische Störungen über 3 Jahre früher zu einer EM-Rentenbezug führen als somatische Erkrankungen.
Fazit Die Zunahme psychischer Störungen und der vorzeitige Ausstieg aus dem Erwerbsleben werden vor dem Hintergrund von Ökonomisierungs- und Beschleunigungstendenzen am Arbeitsplatz sowie im Alltag diskutiert.
Publication History
Article published online:
02 September 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Quellenangaben
- 1 Hagen Christine, Himmelreicher Ralf. (2020): Erwerbsminderungsrente der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland – ein unterschätztes Risiko? In: Fehlzeitenreport 2020 (im Erscheinen).