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DOI: 10.1055/s-0041-1726578
Rückgang der Tumorneudiagnosen an gynäkologischen Abteilungen während der COVID-19 Pandemie
Einleitung Am 16. März 2020 wurde in Österreich aufgrund der COVID-19 Pandemie ein bundesweiter Lockdown verhängt. Um eine Virusverbreitung zu unterbinden und um Krankenhauskapazitäten zu erweitern, wurden Vorsorge- und Routineuntersuchungen großteils verschoben. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang in den Patientinnenzuweisungen an die Zentren. Ziel dieser Studie war es, die Auswirkung der COVID-19 Pandemie auf die Tumorinzidenz an gynäkologischen Abteilungen in Österreich zu untersuchen.
Material und Methodik Klinische Daten von insgesamt 2077 Patientinnen mit einer Neudiagnose eines gynäkologischen oder Brusttumors zwischen Januar und Mai 2019 sowie zwischen Januar und Mai 2020 wurden ausgewertet. Klinischen Charakteristika sowie Tumorinzidenz vor und während der Pandemie wurden verglichen.
Ergebnisse Es wurde eine leichte Zunahme der Tumorneudiagnosen im Januar und Februar 2020 im Vergleich zu 2019 beobachtet, allerdings war ein starker Rückgang der Neudiagnosen seit dem Lockdown (-24 % im März 2020 im Vergleich zu März 2019, -49 % im April 2020 und -49 % im Mai 2020) zu verzeichnen. Zwei drittel der Patientinnen, die sich während des Lockdowns an gynäkologischen Zentren vorgestellt haben, zeigten eine tumorspezifische Symptomatik, während vor der Pandemie dies auf weniger als 50 % der Patientinnen zutraf (p < 0,001). Die Hälfte der Patientinnen mit Neudiagnose im Jahr 2020 berichteten über keinerlei Vorerkrankungen, während 2019 es lediglich 35 % waren (p < 0,001).
Bei Patientinnen, die bereits an einer malignen Erkrankung litten, wurde 2020 im Vergleich zu 2019 deutlich seltener eine neue Krebserkrankung diagnostiziert (11 % bzw. 6 %; p < 0,001).
Zusammenfassung Der Lockdown führte zu einem deutlichen Rückgang von Brust- und gynäkologischen Tumorneudiagnosen in Österreich. Der Zugang zu Vorsorge- und Routineuntersuchungen wurde stark eingeschränkt. Die aufgeschobene Diagnose von potenziell heilbaren Tumorerkrankungen während der COVID-19-Pandemie ist ein klarer Rückschritt für unser Gesundheitssystem und kann sich negativ auf den Therapieerfolg von Krebspatientinnen auswirken. Es bedarf daher neuer Strategien zur Krebsfrüherkennung im Rahmen einer Pandemie, um die Krebsversorgung auch in solchen Zeiten zu optimieren.
Publication History
Article published online:
14 April 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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