Pneumologie 2021; 75(S 01): S53
DOI: 10.1055/s-0041-1723364
Latebreaking Abstracts 2021

Auswirkungen des Corona-Lockdowns auf Gesundheitszustand- und verhalten von Patient*innen mit schwerer COPD – Daten aus einer monozentrischen Beobachtungsstudie der Charité Universitätsmedizin, Berlin

E Pappe
1   Klinik M. S. Infektiologie und Pneumologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
L Erdmann
1   Klinik M. S. Infektiologie und Pneumologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
R Hammerich
2   Klinisches Qualitäts- und Risikomanagement, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
J Saccomanno
1   Klinik M. S. Infektiologie und Pneumologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
C Ruwwe-Glösenkamp
1   Klinik M. S. Infektiologie und Pneumologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
M Witzenrath
1   Klinik M. S. Infektiologie und Pneumologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
N Suttorp
1   Klinik M. S. Infektiologie und Pneumologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
R H Hübner
1   Klinik M. S. Infektiologie und Pneumologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
› Author Affiliations
 

Einleitung: Seit Beginn der Corona Pandemie wird über einen Rückgang der Hospitalisierungsrate von COPD-Patient*innen spekuliert. Diese Patient*innengruppe hat ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe, weshalb die Selbstisolation zum Eigenschutz empfohlen wird. Bisher ist wenig über den Einfluss der Corona Pandemie und Lockdown-Regeln auf den Gesundheitszustand-und verhalten von Patient*innen mit schwerer COPD bekannt.

Methode: Es wurden Routinedaten des § 21-Datensatzes im Zeitraum 2016 und 2020 aller Patient*innen, die wegen einer COPD an der Charité Universitätsmedizin vollstationär aufgenommen wurden, mittels Qualitätsindikatoren auf Basis der G-IQI Version 5.2 ausgewertet. Zudem erhielten 52 Patient*innen mit schwerer COPD GOLD III und IV von Juni bis Dezember 2020 zweimalig Fragenbögen, in denen Fragen zur Covid-19-Erkrankung, sozialen Kontakten, Symptomlast, allgemeinen Gesundheitszustand- und verhalten sowie psychischem Befinden im Vergleich zu Pre-Lockdown-Zeiten gestellt wurden.

Ergebnisse: Während der Corona Pandemie konnte im Vergleich zum Zeitraum 2016 bis 2019 ein deutlicher Rückgang von COPD-Patient*innen bei unveränderter Sterblichkeit (2016 – 2019: 1,9% bis 4,5% vs. 2020: 4,1%) an der Charité Universitätsmedizin beobachtet werden. Während des ersten Lockdowns konnte im Vergleich zum zweiten tendenziell eine striktere soziale Isolation (Reduktion soziale Kontakte: 37% vs. 28%; häusliche Quarantäne: 17% vs. 0%) registriert werden. Die Symptomlast der COPD-Erkrankung hatte während der beiden Lockdowns nicht zugenommen. Während des zweiten Lockdowns klagten mehr Patient*innen über eine Verschlechterung des Gesundheitszustands, was mit Reduktion der allgemeinen Aktivität und Lebensqualität sowie Zunahme von Angst- und Erschöpfungsgefühlen assoziiert war.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend zeigte sich im Pandemiejahr keine erhöhte Sterblichkeit von COPD Patienten im Vergleich zu 2016 bis 2019. Auch blieb die COPD Symptomlast 2020 unverändert. Die subjektive Verschlechterung des Gesundheitszustands insbesondere während des zweiten Lockdowns interpretieren wir als eine Folge der strikten sozialen Isolation.



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Article published online:
30 April 2021

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