Krankenhaushygiene up2date 2015; 10(04): 285-296
DOI: 10.1055/s-0041-109801
Reinigung, Desinfektion, Sterilisation
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Sicherer Umgang mit vorgetränkten Desinfektionstüchern

Andrea Sack
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Publication Date:
28 December 2015 (online)

Kernaussagen
  • Systeme zur Bereitstellung anwendungsfertiger Desinfektionstücher, entweder in Form herstellerseitig vorgetränkter Einmalsysteme oder vom Anwender zu befüllender Tuchspendersysteme sind eine große Arbeitserleichterung für die Mitarbeiter und haben sich in Krankenhäusern breit etabliert.

  • Bei Verwendung von Desinfektionsmitteln auf Basis oberflächenaktiver Substanzen kann es bei unzureichender Aufbereitung der Tuchspendersysteme zur Bildung von Biofilm und dadurch zur Rekontamination der frischen Lösung kommen – v. a. durch gramnegative Bakterien.

  • Kontaminierte Tuchspendersysteme sind wiederholt im Zusammenhang mit Ausbrüchen nosokomialer Infektionen in Erscheinung getreten.

  • Die Kompatibilität von Tuchmaterialien und Desinfektionsmittelwirkstoffen muss gutachterlich belegt sein, um einem Wirksamkeitsverlust der Desinfektionslösung durch Wirkstoffzehrung vorzubeugen.

  • Die Standzeit von Tuchspendersystemen ohne Wirksamkeitsverlust muss vom Hersteller gutachterlich belegt sein.

  • Seit 2015 steht für die Wirksamkeitsprüfung vorgetränkter Desinfektionstücher die DIN EN 16615:2015 zur Verfügung.

  • Der Umgang mit Tuchspendersystemen muss so erfolgen, dass die Systeme vor Austrocknung und Kontamination geschützt sind (Deckel stets wieder verschließen).

  • Die Aufbereitung der Systeme soll möglichst maschinell chemothermisch erfolgen. Für eine manuelle Aufbereitung muss eine dezidierte Aufbereitungsanleitung vorliegen.

  • In Risikobereichen sollen befüllbare Tuchspender nur mit alkoholischen Lösungen zum Einsatz kommen. Nicht alkoholische Lösungen sollen in Einweggebinden bereitgestellt werden.

  • Tuchspendersysteme sind regelmäßig jährlich und aus besonderem Anlass hygienisch-mikrobiologisch zu kontrollieren.

  • Der Krankenhaushygieniker sollte nach entsprechender Risikoanalyse für alle Bereiche des Krankenhauses definieren, wo welche Spendersysteme mit welchen Produkten zum Einsatz kommen.

 
  • Literatur

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