JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2015; 04(05): 201
DOI: 10.1055/s-0041-106633
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Martina Gießen-Scheidel
,
Karin Jäckle
,
Michaela Müller
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Publication History

Publication Date:
07 October 2015 (online)

Von den Kulturen zählt nur eine: das Sich-Bemühen Mensch zu sein.

Hans-Christoph Neuert (1958–2011), deutscher Aphoristiker und Lyriker; Quelle: „Glücksnatur“

Menschen leben und arbeiten mit Menschen aus verschiedenen Kulturen, Nationen und Glaubensrichtungen. Pflegende der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege erleben Kinder und Jugendliche, die zwischen den Kulturen anscheinend problemlos jonglieren, während andere Familienangehörige zwischen der eigenen Kultur und der von ihnen erwarteten, dem Gesundheitssystem entsprechenden Kultur balancieren. Akteure im Gesundheitssystem fühlen sich oftmals für die Interaktion mit Menschen aus anderen Kulturen nicht ausreichend informiert und vorbereitet. Kulturelle Vielfalt eröffnet verschiedene und interessante Perspektiven, die sich im Miteinander widerspiegeln. Transkulturelle Pflege ist mehr, als nur gewisse Verhaltensregeln oder Gebräuche zu kennen. Sie erfordert einen erweiterten und neugierigen Blick auf das zunächst Fremde, aber auch das Gemeinsame im Gegenüber, um die Interaktion zu gestalten.

Der CNE-Schwerpunkt dieser Ausgabe widmet sich der „Transkulturellen Pflege“ von kranken Kindern und ihren Familien. Ein Beitrag über transkulturelle Kompetenz skizziert diese Thematik und fordert auf, nicht nur auf die kulturellen Unterschiede zu schauen, sondern nach den Gemeinsamkeiten innerhalb der Kulturen und zwischen den Individuen zu suchen.

Familien mit Migrationshintergrund, in denen Kinder mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen leben, müssen sprachliche und auch kulturspezifische Hürden überwinden, um Versorgungsmöglichkeiten zu erhalten. Ein Projekt in Stuttgart, das ein weiterer Beitrag vorstellt, fördert die Mentorenschulung für Migranteneltern von Kindern mit Behinderungen und berücksichtigt dabei die unterschiedlichen Kulturen.

Krankheits- und Pflegeverständnisse von Menschen werden u. a. durch die Kultur geprägt, was in der klinischen Versorgung kritisch sein kann. Diesem Problem widmet sich der dritte Beitrag, der vor einer kulturspezifischen Verallgemeinerung warnen möchte.

Sicher wird es in Zukunft weitere Felder geben, die noch nicht thematisiert wurden. Beispielsweise die Krankenversorgung von Familien und Kindern, die geflüchtet sind und der Pflege bedürfen. Wir, die Fachbeirätinnen dieser Ausgabe, freuen uns auf Ihre Fragen, Rückmeldungen und zukünftige Beiträge zu diesem Schwerpunkthema.