Neonatologie Scan 2015; 04(04): 265
DOI: 10.1055/s-0041-105549
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Alte Herausforderungen, neue Lösungen

Axel Huebler
,
Gerhard Jorch
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Publication History

Publication Date:
04 December 2015 (online)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Atemstörungen und Infektionen waren und sind die wichtigsten vitalen Herausforderungen an die medizinische Behandlung von Frühgeborenen. Während es in der Anfangszeit der modernen Neonatologie bei der mechanischen Atemhilfe um das schiere Überleben ging und anfangs schon wenige Tage als Erfolg gewertet wurden, stehen heute Langzeitfolgen der Lungenunreife und Beatmungstherapie im Mittelpunkt.

Wir Herausgeber sind Herrn Prof. Thome sehr dankbar, dass er trotz vielseitiger Aufgaben und Verantwortungen die Mühe auf sich genommen hat, einen Übersichtsartikel zu diesem Thema zu schreiben. Dieser Dank gilt in gleicher Weise Herrn Prof. Zemlin, der seine auf langjähriger Forschung und Erfahrung beruhenden Empfehlungen zur Infektionsdiagnostik darlegt und begründet. Aus unserer Sicht hat er dabei die Gratwanderung zwischen wissenschaftlicher Evidenz und den praktischen Rahmenbedingungen im Alltag hervorragend bewältigt.

Es darf an dieser Stelle bereits darauf hingewiesen werden, dass der Thieme Verlag in den nächsten beiden Jahren zu den Themen „Fetoneonatale Lunge“ und „Fetoneonatale Infektionen“ aktuelle Handbücher herausgeben wird, welche die beiden anderen Handbücher „Neonatologie“ und „Fetoneonatale Neurologie“ ergänzen werden.

Als besonders diskussionswürdig haben wir für diese Ausgabe aus den von uns gescreenten internationalen Originalartikeln „Live music reduces stress levels in very low-birthweigt infants“, erschienen in Acta paediatrica (Schwilling et al.), ausgesucht. Zwar konnte man auf der kürzlichen 50-Jahr-Feier der dienstältesten deutschen Kinderintensivstation in Mainz hören, dass man bereits in der Anfangszeit der Kinderintensivmedizin erfolgreich Patienten mit Kassettenrekordern beruhigt hat, dennoch muss man zugeben, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema relativ neu ist.

Als aktuell besonders wichtig erschien uns die Publikation von Pressler et al. „Bumetanide for the treatment of seizures in newborn babies with hypoxic ischaemic encephalopathy (NEMO): an open-label, dose finding, and feasibility phase 1/2 trial”. Bis heute gilt nämlich Phenobarbital als Mittel der Wahl bei der Behandlung von zerebralen Anfällen in der Neonatalperiode, obwohl dessen Nebenwirkungen sehr wohl untersucht und bekannt sind. Grund für diese therapeutische Rückständigkeit auch in den neuesten Leitlinien ist, dass nur wenige gute Studien über alternative Antiepileptika vorliegen, die hinreichende Evidenz für einen Paradigmenwechsel liefern. Schon deshalb handelt es sich bei dieser in Lancet Neurology publizierten Studie um einen wichtigen Fortschritt.

Wir hoffen, Ihr Interesse geweckt zu haben, und wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe von Neonatologie Scan!

Ihre Herausgeber

PD Dr. med. Axel Hübler
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Klinikum Chemnitz gGmbH

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg

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