JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2015; 04(04): 145
DOI: 10.1055/s-0041-103760
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Martina Gießen-Scheidel
,
Eva-Maria Wagner
,
Andreas Kocks
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Publication History

Publication Date:
06 August 2015 (online)

Die besten Medikamente können nur innerhalb einer guten Beziehung die erwünschte Wirkung erzielen.

(Prof. Giovanni Maio, 2013)

Es passiert mir immer wieder. Ich frage meinen Sohn (12 Jahre), wie es in der Schule war. Seine Antwort: „Gut.“ Damit ist für ihn unser Gespräch beendet. Gut, so genau wollte ich es gar nicht wissen, aber warum ist Kommunikation mit Kindern manchmal so schwer? Ich habe den Eindruck, dass wir Erwachsenen umso unbeholfener und unsicherer werden, je jünger die Kinder sind. Ist es, weil uns die Lebenswelt der Kinder so fern ist? Ist es, weil wir nicht wissen, was sie verstehen oder womit wir sie zu sehr belasten?

Ganz sicher ist: Je schwieriger oder schmerzhafter die Themen sind, desto komplizierter sind Gespräche. Kommunikation mit Kindern ist ein sehr dynamischer Entwicklungsprozess. Eltern wissen, wie schwer es sein kann, die Zeichen eines Babys richtig zu deuten. Mit zunehmendem Alter kommt Sprache hinzu, komplexe Sachzusammenhänge können überblickt werden und das Gefühl für Zeitdimensionen verändert sich. Wie spannend kann es sein, im Spiel in die Gedankenwelt eines Kindergartenkindes einzutauchen, und wie tiefgreifend und reflektiert, vielleicht aber auch abgrenzend kann ein Gespräch in der Pubertät sein.

Eins steht jedoch fest, Kinder sind die Experten für ihre Lebenswelt und sie bekommen mehr mit, als wir Erwachsenen vielfach denken. Wenn wir in ihre Lebenswelt eintauchen wollen, um sie mit ihnen gemeinsam zu gestalten, müssen wir uns auf ihre Kommunikation einlassen. Eine spannende Herausforderung für Pflegende.

Die vorliegende JuKiP-Ausgabe lädt Sie ein, sich mit Kommunikation und Kinderperspektive näher zu beschäftigen. Wie gelingt Kommunikation, wenn Kinder nicht sprechen oder hören können? Wie ist Kommunikation mit Kindern in Krise und Trauer möglich? Und wie lese ich die nonverbalen Zeichen eines Babys? Professor Maio, der Freiburger Medizinethiker, beschreibt es so: „Damit die heilsame Wirkung einer verstehenden Person sich entfalten kann, muss eine echte Begegnung sich ereignen, und eine echte Begegnung bedeutet, dazu bereit sein, mich vom anderen überraschen zu lassen als einem Menschen, der einzigartig ist.“[1]

Viel Freude bei der Lektüre!

 
  • 1 Maio G. Die heilende Kraft der Begegnung. zkm Wissen 2013; (4) 58-62