Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2015; 5(3): 145
DOI: 10.1055/s-0041-103140
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Heile, heile Gänschen

Peter Galle
,
Götz Geldner
,
Julia Hecht
,
Alfred Königsrainer
,
Frank-Gerald Pajonk
,
Julia Rojahn
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Publication History

Publication Date:
27 July 2015 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie schon einmal einem Kind, das hingefallen ist, auf die Wunde gepustet und ihm ein Lied zum Trost gesungen? Gehört so etwas zur ärztlichen Tätigkeit, oder ist es Hokuspokus, den man lieber lassen sollte? Eine eindeutige Antwort darauf gibt der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen in seinem aktuellen Bühnenprogramm „Wunderheiler“: „Es wäre dem Kind gegenüber eine unterlassene Hilfeleistung, nicht zu pusten!“ Ein Lied zu singen fällt für ihn unter „psychosomatische Grundversorgung.“ Denn eine solche Behandlung wirkt: Sie tröstet, vermittelt Zuwendung und lenkt vom Schmerz ab – dem Kind geht es besser.

Dass man selbst als Erwachsener noch empfänglich für solche „Plazebos“ ist, lesen Sie in unserem Beitrag ab Seite 158 anhand eindrucksvoller Beispiele: Der Plazeboeffekt kann – etwa bei Schmerzmitteln – durchaus die Hälfte der Wirkung ausmachen. Aber auch der umgekehrte Fall kommt vor und ist Ihnen vielleicht schon begegnet: Eine eigentlich wirksame Behandlung ist nutzlos, wenn ein skeptischer Patient nicht mit Besserung rechnet, oder jemand entwickelt bestimmte Symptome erst, wenn er sie erwartet. Sofern möglich sollten Sie solche Effekte in Ihrer Behandlung berücksichtigen, denn sie sind keine Einbildung des Patienten, sondern lassen sich z. B. physiologisch nachweisen.

Auch unser Titelthema beschäftigt sich mit einer Krankheit, die manchmal als Einbildung abgetan wird, obwohl die Patienten sehr leiden: dem Reizdarmsyndrom. Thomas Frieling erläutert, warum diese Einschätzung falsch ist und wie Sie das komplexe Krankheitsbild behandeln können (S. 168). Und falls Sie trotz anstrengendem Klinikalltag noch zum Weiterlernen motiviert sind, könnte Sie unser Beitrag zu Aufbaustudiengängen interessieren (S. 152): Hier lesen Sie, was es mit dem „Master of Health Business Administration“ und dem „Master of Public Health“ auf sich hat und welche Varianten es gibt. Vielleicht ist etwas für Sie dabei?

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe und wertvolle Anregungen für Ihre tägliche Arbeit! Die darf auch mal aus Singen und Pusten bestehen.

Ihre Herausgeber und Ihre Redaktion

Herausgeber

P. Galle, Mainz

G. Geldner, Ludwigsburg

A. Königsrainer, Tübingen

F.-G. B. Pajonk, Schäftlarn

Experten-Panel

P. Berlit, Essen

S. Bleich, Hannover

J. Bossenmayer, Stuttgart

H.- P. Bruch, Lübeck

M. Christ, Nürnberg

B. Debong, Karlsruhe

J. Glatzle, Konstanz

T. Hemmerling, Montreal

D. F. Hollo, Celle

J. Riemann, Ludwigshafen

Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hannover

Redaktion

Julia Hecht

Dr. Julia Rojahn

Georg Thieme Verlag KG

Rüdigerstraße 14

70469 Stuttgart

E-Mail: legeartis@thieme.de

Im Internet

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