Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2016; 6(02): 108-111
DOI: 10.1055/s-0041-102595
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Unklare Bewusstseinsstörung – Das Leitsymptom aus neurologischer Sicht

Rüdiger Lange
,
Frank Erbguth
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Publication Date:
11 May 2016 (online)

Abstract

Patienten mit „unklarer Bewusstseinsstörung“ in der Notaufnahme oder Intensivstation eines Krankenhauses sind aufgrund der Vielzahl der Differenzialdiagnosen eine besondere Herausforderung. Eine strukturierte Herangehensweise hilft Ursachen schnell zu erkennen und zu behandeln. Essenziell ist es, aus Untersuchungsbefund und Basislabor eine Arbeitshypothese zu generieren, um eine Behandlung und/oder Zusatzdiagnostik zielgerichtet einzuleiten. Priorität hat dabei die Diagnostik und Behandlung besonders zeitkritischer Erkrankungen.

Kernaussagen

  • Man unterscheidet qualitative von quantitativen Bewusstseinsstörungen – häufig treten jedoch Mischbilder auf.

  • Liegt eine primäre Gehirnerkrankung vor, spricht man von einer „primären“, bei nicht neurologischen Ursachen von einer „sekundären“ Bewusstseinsstörung.

  • Die neurologische Untersuchung ist das wichtigste Instrument, um die weiterführende Diagnostik während der Notfallversorgung zu steuern.

  • An erster Stelle stehen eine Point-of-Care-Diagnostik mit Blutzuckerbestimmung und Blutgasanalyse sowie eine klinische Beurteilung.

  • Wenn ein fokalneurologisches Defizit besteht, ist eine sofortige zerebrale Bildgebung indiziert.

  • Bei Verdacht auf Meningitis gilt das Prinzip „Therapie geht vor Diagnosesicherung“.

  • Besonders zeitkritisch zu behandelnde Diagnosen sind:

    • bakterielle Meningitis

    • Basilarisverschluss

    • intrakranielle Raumforderungen mit Einklemmungsgefahr

Ergänzendes Material

 
  • Literatur

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