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DOI: 10.1055/s-0040-1717611
“Fast-Track-Arthroplasty”- Grenzen und Möglichkeiten in der Knietotalendoprothetik
Fragestellung: “Fast-Track-Arthroplasty” ist ein interdisziplinäres, multimodales Konzept zur Beschleunigung der postoperativen Rekonvaleszenz und zur Reduzierung der allgemeinen Morbidität des Patienten in der Endoprothetik. Die damit resultierende verkürzte Liegedauer führt zur Senkung der Krankenhauskosten. Jedoch ist nicht bei allen Patienten das Konzept erfolgreich durchführbar. Diese retrospektive Analyse soll die Zahl der knieendoprothetisch versorgten Patienten mit verlängerter Liegedauer, sowie dessen Ursachen klären. Darüber hinaus sollen Einflussgrößen, die das Auftreten von frühen Komplikationen und den damit gestörten Heilungsprozess des Patienten verursachen, gefunden werden.
Methodik: Von 10/2007 bis 05/2013 wurden 1224 Patienten mit einer KTEP am Universitätsklinikum Halle (Saale) versorgt. Ein Aufenthalt von maximal 7 Tagen wurde als Zielgröße des Konzepts “Fast-Track-Arthroplasty” definiert. 164 Patienten (13%) erreichten im o.g. Zeitraum diese Zielgröße nicht und wurden der Fallgruppe (nFG = 164)zugeordnet. Jedem Fall-Patient wurde vergleichend ein Patient mit einem stationären Aufenthalt von maximal 7 Tagen, der am selben Tag und vom selben Operateur operiert wurde, gegenübergestellt. Diese Patienten bildeten die Kontrollgruppe (nKG = 164). Neben Ursachen für die längere Verweildauer wurden die Metadaten (Alter, Geschlecht, BMI), chronischer Nikotin- und Alkoholabusus, ASA-Score, Transfusionspflichtigkeit sowie Vorerkrankungen ermittelt. Die statistische Auswertung erfolgte über SPSS Version 22. Eine Irrtumswahrscheinlichkeit von p < 0,05 wurde als signifikant bezeichnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Geschlechterverteilung in FG und KG zeigt keine signifikanten Unterschiede (FG: 40,2 % männlich, 59,8 % weiblich; KG: 32,3 % männlich, 67,7 % weiblich). Das ø Alter lag in der FG mit 69,6 ± 8,7 Jahren siginifikant über dem der KG mit 66,5 ± 9,4 Jahren (p = 0,002). Ein weiterer signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen zeigte sich in der Transfusionspflichtigkeit (FG 51,2%, KG 39,6%, p = 0,03). ASA-Score und BMI waren in beiden Gruppen identisch. Chronischer Nikotinabusus und Alkoholkonsum erhöhten nicht das Risiko für eine verlängerte Liegedauer. Bei Vorkrankungen sind Patienten aus der KG häufiger kardial belastet als die der KG(p = 0,03). Die häufigsten Ursachen für eine verlängerte Aufenthaltsdauer sind eine verzögerte Wundheilung (21,3%), Ergussbildung (20,1%), erhöhter CRP-Wert (18,9%>100mg/l) und internistische Komplikationen (8,5%).
Die Studie zeigt, dass vor allem Patientenalter, die Präsenz kardialer Nebenerkrankungen aber auch patientenunabhängige Faktoren wie Blutverlust negativen Einfluss auf die Rekonvaleszenz haben. Trotz stetiger Kostenreduzierung im Gesundheitswesen sollte das Konzept der “Fast-Track-Arthroplasty” im Hinblick auf das zunehmende Patientenalter stets dem Besonderheiten jedes einzelnen Patienten angepasst oder bereits präoperativ kritisch hinterfragt werden.
Stichwörter: Fast Track Arthroplasty, KTEP, Rekonvaleszenz
Publication History
Article published online:
15 October 2020
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Georg Thieme Verlag KG
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