Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 10
DOI: 10.1055/s-0040-1713216
Abstracts Geburtshilfe & Fetomaternale Medizin Jahrestagung Graz

Präpartale sonographische Gewichtsschätzung und Korrelation mit dem tatsächlichen Geburtsgewicht bei Kindern mit Schulterdystokie. Eine retrospektive Analyse der letzten 10 Jahre an der UFK, Graz

L B Grentner
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
E-C Weiss
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
D Ulrich
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
W Schöll
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
C Lakovschek I -
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Vergleich des sonographisch gemessenen Geburtsgewichts kurz vor Geburt mit dem tatsächlichen Geburtsgewicht bei den Kindern mit Schulterdystokie der letzten 10 Jahre. Wie hoch ist bzw. wie verhält sich ein möglicher Messfehler des kindlichen Gewichts in diesem besonderen Kollektiv?

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden alle Fälle von Schulterdystokien der letzten 10 Jahre (2009 – 2018) an der UFK Graz analysiert. Die sonographische Schätzung des Geburtsgewichts in den letzten zwei Wochen vor Geburt wurde mit dem tatsächlichen Geburtsgewicht in Relation gesetzt. Die Kinder wurden anhand ihrem Geburtsgewicht in sechs Gruppen und in 500 g Schritten unterteilt. Als signifikanter Messfehler wurden plus/minus ≥ 10% des tatsächlichen Geburtsgewichts angesehen. Zusätzlich wurde das Outcome der Kinder (Verletzungen, peripartale Asphyxie-Kriterien und Notwendigkeit der Aufnahme auf der neugeborenen Intensivstation) in Abhängigkeit vom Geburtsgewicht untersucht (Diskriminierungsgrenze 4000 g). Ein p-Wert von < 0,05 wurde als signifikant angesehen.

Ergebnisse: Von 21 768 vaginalen Geburten während des Beobachtungszeitraums erfüllten 214 (0,98%) die Kriterien einer Schulterdystokie. Ein Geburtsgewicht ≥ 4000 g hatten 81 (38%) und ≥ 4500 g Geburtsgewicht hatten 20 (9%) der Kinder. Die sonographische Gewichtsschätzung vor Geburt korrelierte gut bei den Kindern < 3500 g Geburtsgewicht. Bei Geburtsgewicht > 4000 g divergierte das geschätzte Geburtsgewicht vom tatsächliche Geburtsgewicht stark, mit einem Messfehler in Mittel bis 1300 g. In 87 (41%) Fällen war der sonographische Messfehler ≥ 10% bei der präpartalen Gewichtsschätzung, wobei Kinder < 3000 g eher überschätzt und Kinder > 3000 g eher unterschätzt wurden. Der Messfehler war umso größer je höher das Geburtsgewicht war und besonders hoch ab einem Geburtsgewicht von 4500 g (Messfehler in Mittel > 1000 g). Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen waren signifikant mit einem p = 0,000. Bezüglich Outcome der Kinder, gab es kein Unterschied zwischen der Gruppe ≥ 4000 g Geburtsgewicht und der darunter (p = 0,163).

Schlussfolgerung: Da das Risiko der Schulterdystokie bei Makrosomie erhöht ist, ist die präpartale Gewichtsschätzung des Feten zur Risikoabschätzung gerade in diesem Kollektiv von besonderer Bedeutung. Auf der anderen Seite zeigt unsere Untersuchung, entsprechend auch der bisherigen Literatur, dass besonders ab einem Geburtsgewicht von 4500 g der Messfehler des sonographisch geschätzten Geburtsgewichts besonders groß ist. Eine entsprechende Auswertung der vaginalen Geburten ohne Schulterdystokie der letzten 10 Jahre ist ebenfalls geplant. Es stellt sich die Frage, ob die Fälle, die in einer Schulterdystokie münden, einen höheren Messfehler der präpartalen Gewichtsschätzung aufweisen als die ohne Schulterdystokie.



Publication History

Article published online:
02 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York