Pneumologie 2020; 74(S 01): 99
DOI: 10.1055/s-0039-3403287
Posterbegehung (PO20) – Sektion Klinische Pneumologie
Fortschritte bei Lungenfibrosen 2020
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Erfahrungen mit antifibrotischer Therapie bei Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose (IPF) unter besonderer Berücksichtigung des Therapiewechsels an einem tertiären Lungenzentrum

L Piotraschke
Abteilung Innere Medizin und Pneumologie, Fachkrankenhaus Coswig
,
H Bigl
Abteilung Innere Medizin und Pneumologie, Fachkrankenhaus Coswig
,
M Vogler
Abteilung Innere Medizin und Pneumologie, Fachkrankenhaus Coswig
,
D Koschel
Abteilung Innere Medizin und Pneumologie, Fachkrankenhaus Coswig
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. Februar 2020 (online)

 

Hintergrund: Für die medikamentöse Therapie der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) stehen seit wenigen Jahren zwei antifibrotisch wirksame Medikamente zur Verfügung (Pirfenidon Esbriet® seit 2011 und Nintedanib OFEV® seit 2015). Die Therapie ist in der Regel gut verträglich, kann aber aufgrund von Nebenwirkungen zur Dosisreduktion, Therapiepause und auch zum Therapieabbruch, bzw. Therapiewechsel führen. Bezüglich des Therapiewechsels zwischen den beiden antifibrotisch wirksamen Medikamenten liegen wenige klinische Daten vor.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Analyse von Patienten mit diagnostizierter IPF (ICD-10-CM Code J84.1), die zwischen 02/2013 und 07/2019 im Fachkrankenhaus Coswig therapiert wurden. Die Daten der Kohorte wurden strukturiert tabellarisch erfasst, anschließend erfolgte eine statistische Auswertung mittels des Statistical Package for the Social Sciences (SPSS) Programmes.

Ergebnisse: In dem genannten Zeitraum wurden 284 Patienten mit der Diagnose IPF erfasst (83% Männer, Durchschnittsalter 71,6 Jahre, Altersspanne 44 bis 89 Jahre). Eine antifibrotische Therapie mit Pirfenidon oder Nintedanib erhielten 234 (82,4%), eine andere Therapie 16 (5,6%) und keine Therapie 34 (12%) Patienten. Als relevant wurden 209 (73,6%) Patienten mit antifibrotischer Medikation und mindestens einer Follow-up-Visite eingestuft, davon erhielten primär 125 (60%) Pirfenidon und 84 (40%) Nintedanib. Eine vorübergehende Dosisreduktion erfolgte bei 17% der ausschließlich mit Pirfenidon behandelten Patienten und bei 33,8% der mit Nintedanib therapierten Patienten. Bei 35 (12,3%) erfolgte ein Wechsel der antifibrotischen Medikation, 30 (24%) von Pirfenidon zu Nintedanib und 5 (6%) von Nintedanib zu Pirfenidon. Ein vollständiger Therapieabbruch erfolgte bei 18,2%, wegen Therapienebenwirkungen bei 15,3% der relevanten Patienten.

Zusammenfassung: Eine antifibrotische Therapie mit Pirfenidon und Nintedanib bei Patienten mit IPF ist nach evidenzbasierten Kriterien empfohlen und klinisch mittlerweile etabliert. Bei Therapieunverträglichkeiten kann eine Dosisreduktion, Therapiepause oder auch selten ein Therapieabbruch notwendig sein. Ein Therapiewechsel auf die andere antifibrotische Medikation ist dann meist gut möglich und sollte empfohlen werden.