Ultraschall Med 2019; 40(S 01): S68-S69
DOI: 10.1055/s-0039-1695988
Poster
Postersitzung – Onkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Native Sonografie – Mittel der Wahl zur Früherkennung des Pankreaskarzinoms

M Lang
1   Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Europäisches Pankreaszentrum, Heidelberg, Germany
,
T Hackert
1   Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Europäisches Pankreaszentrum, Heidelberg, Germany
,
C Tjaden
1   Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Europäisches Pankreaszentrum, Heidelberg, Germany
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Früherkennung des Pankreaskarzinoms ist problematisch. Die Abdomensonografie ist mit jährlich > 10 Untersuchungen/100 Einwohner die häufigste Bildgebung. Als Nachteile werden Untersucherabhängigkeit und fehlende Reproduzierbarkeit postuliert, die Darstellbarkeit des Pankreas wegen „Luftüberlagerung“ verneint. Systematische Daten zur Nativsonografie existieren nicht.

Material und Methodik:

Ab 6/2018 erhalten die mit Pankreasmalignomverdacht zugewiesenen Patienten (derzeit 143) eine standardisierte Sonografie in der Reihenfolge translienaler Pankreasschwanzschnitt, epigastrischer Horizontal-, rechts paramedianer Längsschnitt. Das Ergebnis wurde mit MRT oder CT-Befunden und histologischen Ergebnissen verglichen. Eine vorherige Nüchternphase wurde nicht verlangt.

Resultate:

Bei 124/143 Patienten (87%) fand sich ein Tumor von durchschnittlich 34 mm (4,9 – 100), davon 76 Tumore im Kopf, 27 im Schwanz, 21 im Korpus und je 1 in DHC, Duodenum und retroperitoneal. Die mittlere Auffindezeit betrug 2:38 min (0:00 – 14:36), der mittlere Haut-Tumor-Abstand sonografisch 39 mm (11 – 80), in CT/MRT 76 mm (21 – 150). In zwei Fällen bestand eine Doppelstenose als indirektes Tumorzeichen.

Sieben (5%) Patienten wurden sonografisch als definitiv gesund bewertet. Bei 8 Patienten (6%) fand sich die Raumforderung nicht (histologisch ein Insulinom, ein In-situ-Cholangiozellkarzinom, ein Rezidivkarzinom, 4 Adenokarzinome, ein NET). Hier betrug die mittlere Untersuchungszeit 16:42 min (3:40 – 34).

In 9 Fällen (6%) konnten der Tumor (6 Adenokarzinome, 2 NET) sowie ein 4 cm großes Lymphom ausschießlich sonografisch dargestellt werden, (5 x Korpus 4 x Kopf). Zwei Fälle blieben ungeklärt.

Diskussion:

Die Nativsonografie detektierte über 90% der Pankreastumore schnell und zuverlässig. Für eine erfolgreiche Pankreassonografie ist zur Vermeidung von Luftüberlagerungen dosierte Druckanwendung erforderlich. Im Vergleich zum MRT bzw. CT wurde damit eine Halbierung der Eindringtiefe bewirkt. Bei Korpustumoren war die Sonografie überlegen. Probleme ergaben sich bei Tumoren im mittleren Pankreasschwanz.

Schlussfolgerung:

Sonografie ist zur raschen Früherkennung pankreatischer Tumore bestens geeignet, wenn grundlegende Untersuchungsstandards eingehalten werden.

Der Befund „gasüberlagertes Pankreas“ sollte als Indiz für unzulängliche Untersuchungsqualität zurückgewiesen werden. Dosierte Kompression, Atem- und Lagemanöver beeinflussen das Ergebnis günstig.

Die Beurteilung des Pankreas bei allen Abdomensonografien bietet ein großes Potenzial zur Früherkennung des Pankreaskarzinoms.