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DOI: 10.1055/s-0039-1695546
Aktuelle Empfehlungen des „Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs“ zur Überwachung der kolonischen und extrakolonischen Tumorrisiken bei Patienten mit Lynch-Syndrom
Publication History
Publication Date:
13 August 2019 (online)
Einleitung:
Lynch-Syndrom (LS), die häufigste Form des erblichen Darmkrebs, verursacht ca. 3% aller kolorektalen Karzinome (KRK). Ursächlich ist eine Mutation in einem DNA-Mismatch-Reparaturgen (MLH1, MSH2, MSH6, PMS2, EPCAM). Nach aktueller Schätzung ist etwa eine von 300 Personen Anlageträger für das LS (ca. 300,000 Mutationsträger in Deutschland). Mutationsträger haben ein deutlich erhöhtes Lebenszeitrisiko für ein KRK mit einer kumulativen Inzidenz von 15 bis 46% bis zum 75. Lebensjahr. Weiterhin zeigt sich ein breites extrakolonisches Tumorspektrum wie Endometrium-, Dünndarm-, Magen-, Urothel- und anderer Karzinome.
Methoden:
Das Deutsche Konsortium Familiärer Darmkrebs besteht aus 14 Zentren in Deutschland. Das Ziel des Konsortiums ist es, geeignete Vorsorgeprogramme zu validieren, damit diese später in die allgemeine Patientenversorgung übernommen werden können. Wir haben aktuell die Empfehlung zur klinischen Betreuung der Patienten mit Lynch-Syndrom überarbeitet.
Ergebnis:
Eine Koloskopie sollte ab dem 25. Lebensjahr mit einem Intervall von 12 – 24 Monate erfolgen. Ein striktes jährliches Intervall ist nach einem Vergleich verschiedener Vorsorgeintervalle (1 vs. 2 vs. 3 Jahre) nicht mehr haltbar. Bei Diagnose eines KRK ist eine onkologische Resektion notwendig, eine Kolektomie mit ileorektaler Anastomose sollte individuell mit dem Patienten besprochen werden. Das Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Magenkarzinoms liegt bei 0,2 – 13%. Das Konsortium konnte nachweisen, dass im Rahmen der endoskopischen Überwachung signifikant mehr Magenkarzinome in früheren Tumorstadien entdeckt werden im Vergleich zur Symptom-getriggerten Endoskopie. Das kumulative Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Dünndarmkarzinoms liegt bei 4 – 8%. Dünndarmkarzinome treten zur Hälfte im Duodenum auf, in 10% der Fälle vor dem 35. Lebensjahr. Eine ÖGD sollte deshalb ab dem 25. Lebensjahr erfolgen alle 12 – 36 Monate erfolgen. Eine Kapselendoskopie sollte nicht als Routineverfahren in der Früherkennung eingesetzt werden.
Schlussfolgerung:
Die Vorsorge von kolonischen und extrakolonischen Karzinomen bei Patienten mit Lynch-Syndrom ist komplex. Weitere Gen- und geschlechtsspezifische Vorsorgeempfehlungen sind wünschenswert und werden in prospektiven Studien evaluiert werden.