Pneumologie 2019; 73(08): 494
DOI: 10.1055/s-0039-1692846
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Respiratorische Erkrankungen beim Schwein – Ein Überblick

B Lindhaus
1   Fachtierarzt für Schweine, Tierärztliche Praxis in Schöppingen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
14 August 2019 (online)

 

Die Schweinehaltung ist im Wesentlichen in drei Phasen gegliedert:

  1. Sauenhaltung mit der Produktion von Ferkeln bis zum Entwöhnen,

  2. Haltung der Ferkel vom Absetzen der Ferkel von der Sau bis zum Gewicht von ca. 30 kg Körpergewicht (Flatdeckphase) und

  3. Schweinemast von 30 kg KGW bis zum Schlachten.

Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb können sich Tiere einer oder auch aller drei Phasen befinden, je nach Spezialisierungsgrad. Diese Aufteilung findet sich in Betrieben aller Größenordnungen und in allen Ländern der Welt, in denen Schweinehaltung betrieben wird. Schweineställe sind in der Regel zwangsentlüftet und es befinden sich in jedem Luftraum immer nur Tiere einer Altersklasse, um Atemwegsinfektionen vorzubeugen.

Atemwegsinfektionen:

Unterscheidung in viral und bakteriell bedingte Atemwegsinfektionen.

viral:

  • Schweineinfluenza (H1N1, H1N2, H3N2, pand. H1N1, pand. H1N2)

  • Chronisch rezidivierende Pneumonie unter Beteiligung des PRRS Virus (RNA Virus Gruppe Arterivirus).

bakteriell:

  • Mycoplasmen oder enzootische Pneumonie (Mycoplasma hyopneumoniae)

  • Actinobacillus-Pleuropneumonie (in BRD Serotyp 2,5,8,9,11)

  • Bordetella bronchiseptica

  • Pasteurella multocida.

Immunprophylaxe:

Ca. 80% der tierärztlichen Aufwendungen in der Schweinehaltung im Allgemeinen als auch bei den Atemwegsinfektionen im Speziellen werden für die Immunprophylaxe ausgegeben.

Entweder als Muttertierschutzimpfung, um die Sauen aktiv zu schützen (z.B. Influenza, PRRS) oder die Ferkel durch maternale Antikörper passiv zu schützen (Influenza, PRRS, APP).

Aktive Immunisierung der Ferkel im Saugferkelalter, z.B. bei PRRS oder Mycoplasmen oder Mastschweine, z.B. bei APP oder PRRS und Influenza.

Therapie akut erkrankter Tiere:

Viruserkrankungen:

  • Einsatz von Entzündungshemmern oral und parenteral (Corticosteroide, NSAiD v.a. Acetylsalicycl-säure, Metamizol, Paracetamol)

Bakteriell bedingte Erkrankungen:

  • In der Regel parenterale Einzeltierbehandlung mit antibiotischen Wirksubstanzen wie z.B. Penicilline, Tetracycline oder Florphenicole. Einsatz von sog. Reserveantibiotika bei Atemwegserkrankungen erfolgen kaum und wenn, dann nur nach Resistenztest.

  • Orale Behandlung von Tiergruppen außer bei APP nur noch selten.