Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S23-S24
DOI: 10.1055/s-0039-1688174
Freie Vorträge
Epidemiologie und Versorgungsforschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktualisierte Inzidenztrends des Typ-1-Diabetes bei Kindern in Deutschland

J Rosenbauer
1   Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
,
C Bächle
1   Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
,
A Stahl-Pehe
2   Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
,
K Castillo
2   Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
,
T Meissner
3   Universitätskinderklinik Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie and Pädiatrische Kardiologie, Düsseldorf, Germany
,
RW Holl
4   Universität Ulm, Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Ziel war die aktualisierte Schätzung von geschlechts- und altersspezifischen Inzidenztrends des Typ-1-Diabetes (T1D) bei Kindern unter 15 Jahren in Nordrhein-Westfalen für den Zeitraum 1996 bis 2017 auf der Basis einer durchschnittlichen Risikopopulation von 2,687 Millionen Kindern.

Methodik:

Neu diagnostizierte T1D-Fälle wurden mithilfe des prospektiven, klinikbasierten, aktiven Surveillance-Systems ESPED, jährlichen Praxisbefragungen und dem computerbasierten Dokumentationssystem DPV für Qualitätskontrolle und Verlaufsbeobachtung erfasst. Die Erfassungsvollständigkeit wurde mit der Capture-Recapture-Methode geschätzt. Punkt- und Intervallschätzungen (95%-KI) der Inzidenzrate basieren auf einer Poissonverteilungsannahme. Geschlechts- und/oder altersstandardisierte Raten wurden mithilfe der direkten Standardisierung geschätzt. Zeittrends wurden anhand von Poissonregressionsanalysen geschätzt.

Ergebnisse:

Im Zeitraum 1996 bis 2017 wurden 13.843 neu diagnostizierte Kinder mit T1D im Alter unter 15 Jahren (7.343 Jungen, 6.500 Mädchen) erfasst. Die Erfassungsvollständigkeit lag bei 99,2%. Die durchschnittliche Inzidenzrate betrug 23,4 (23,0 – 24,8) pro 100.000 Personenjahre (PJ). Bei Jungen war die Inzidenzrate höher als bei Mädchen (24,2 vs. 22,7 pro 100.000 PJ, p = 0,001), in den Altersgruppen von 0 – 4, 5 – 9 und 10 – 14 Jahren lagen die Inzidenzraten bei 15,9, 26,7 und 27,7 pro 100.000 PJ (p = 0,001). Durchschnittlich stieg die Inzidenz jährlich um 2,5% (2,2%-2,8%) an, ohne Unterschied für Jungen und Mädchen (2,7% vs. 2,3%, p = 0,159). Die altersspezifischen Trends (0 – 4/5 – 9/10 – 14 Jahre) waren bei Jungen (1,6%/3,1%/2,9%, p = 0,011) und Mädchen signifikant verschieden (1,9%/3,1%/1,7%, p = 0,006).

Schlussfolgerungen:

Insgesamt steigt die Inzidenz des T1D bei Kindern in Deutschland weiterhin kontinuierlich an. Allerdings unterscheiden sich die altersspezifischen Trends bei Jungen und Mädchen. Die Ursachen hierfür sind in weiteren Studien aufzuklären.