Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2019; 16(02): e28
DOI: 10.1055/s-0039-1688020
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektionen nach Mammaaugmentation und Implantatrekonstruktion – Untersuchung zur passenden Antibiotikatherapie und -prophylaxe

J Lohmeyer
1   Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Hamburg, Deutschland
,
V Jakob
1   Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Hamburg, Deutschland
,
K Wittig
1   Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Hamburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
28 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe sollte sich wie die Therapie der manifesten Infektion am Erreger- und Resistenzspektrum der zu erwartenden Keimflora orientieren. Ziel dieser Arbeit ist die Aufarbeitung der positiven Bakterienkulturen aus Abstrichen und Gewebeproben der Implantatlager. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf möglichen Ursachen der Kontamination, dem Keimspektrum und der Resistenzlage.

Methodik:

Für den Zeitraum vom 2012 bis 2017 wurden in unserer Klinik alle Patientinnen erfasst, bei denen ein Wechsel oder die Explantation von Brustimplantaten durchgeführt wurde. Anhand unserer Dokumentation wurden die OP-Indikationen herausgearbeitet und alle mikrobiologischen Untersuchungen zu diesen Operationen erfasst und ausgewertet.

Ergebnis:

Im Untersuchungszeitraum wurden in unserer Klinik 664 Brustimplantate entfernt. In 447 Fällen (322 Patientinnen) wurden Abstriche aus den Implantatlagern entnommen. Eine positive Kultur fanden wir bei Abstrichen aus 63 Implantatlagern (14,1%). Bei 46 Patientinnen erfolgte ein Keimnachweis ohne klinischen Infektverdacht. Das Vorliegen einer fortgeschrittenen Kapselfibrose korrelierte hierbei mit dem positiven Erregernachweis. In der Mehrzahl der Fälle wurden koagulase-negative Staphylokokken isoliert. Die Resistenztestung zeigte eine 100%ige Sensibilität gegenüber Vancomycin und 81 bzw. 85%ige gegenüber Cefuroxim und Amoxicillin/Sulbactam.

Schlussfolgerung:

In der Mehrzahl der Fälle ergab sich der Keimnachweis als Zufallsbefund, während die Kapselfibrose als OP-Indikation klinisch führend war. Das zeitliche Auftreten eines Infektes ließ keinen Schluss auf den verantwortlichen Erreger zu. Cefuroxim hat sich in unserer Klinik als Antibiotikum zur Single-Shot Antibiose bewährt. Bei schwerwiegenden Infekten kann eine breiter wirkende antibiotische Therapie vor Vorliegen des individuellen Antibiogramms indiziert sein.