Gesundheitswesen 2019; 81(03): 263
DOI: 10.1055/s-0039-1679349
Vorträge
Fachausschuss Umweltmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachweis Carbapenemase-produzierender Enterobakterien in einem Fließgewässer, Hessen, 2018

G Bettge-Weller
1   Hessiches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Abteilung I Gesundheitsschutz, Dillenburg, Germany
,
V Hohmann
1   Hessiches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Abteilung I Gesundheitsschutz, Dillenburg, Germany
,
M Frowein
1   Hessiches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Abteilung I Gesundheitsschutz, Dillenburg, Germany
,
A Hack
1   Hessiches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Abteilung I Gesundheitsschutz, Dillenburg, Germany
,
AM Hauri
1   Hessiches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Abteilung I Gesundheitsschutz, Dillenburg, Germany
,
H Uphoff
1   Hessiches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Abteilung I Gesundheitsschutz, Dillenburg, Germany
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Publication History

Publication Date:
05 April 2019 (online)

 

Die Frage nach Vorkommen und Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien ist längst nicht mehr auf die Fachwelt beschränkt. Berichte und Fernsehsendungen über Nachweise antibiotikaresistenter Bakterien in der Umwelt erhielten zu Beginn des Jahres 2018 breite Aufmerksamkeit in den öffentlichen Medien. Die Einordnung der stichprobenartig erhobenen Befunde ist nur schwer möglich, da keine standardisierten Nachweismethoden etabliert und keine Maßstäbe für die Bewertung der Ergebnisse vorhanden sind. Für Hessen sind bisher nur wenige Daten zum Nachweis von multiresistenten Erregern (MRE) in Oberflächengewässern publiziert. Von besonderer Relevanz ist die Ausbreitung von Carbapenemasen, die, auf Plasmiden lokalisiert, zwischen Bakterien unterschiedlicher Spezies und Gattungen übertragen werden können.

Wir untersuchten ein hessisches Fließgewässer im Längsverlauf auf ESBL-bildende und multiresistente gramnegative Bakterien im Wasser. Dazu wurden zu 3 verschiedenen Zeitpunkten Proben an 12 festgelegten Entnahmestellen durch zertifizierte Probenehmer nach DIN EN ISO 19458 entnommen und auf Selektivnährmedien sowie in einer Nährbouillon angelegt. Es wurden experimentell verschiedene methodische Ansätze parallel verfolgt. Bei phänotypischer Carbapenem-Resistenz der Isolate erfolgte die molekularbiologische Testung der häufigsten Carbapenemasen mittels Real-Time PCR sowie für Acinetobacter baumanii complex zusätzlich auf OXA-23 mittels eines Lateral Flow Tests. Die quantitative Bestimmung von E. coli und Enterokokken sowie Pseudomonas aeruginosa erfolgte nach wasserhygienischen Standards (DIN EN ISO 9308 – 2 bzw. 16266). Die Auswertung der Resistenzlage erfolgte auf Basis der aktuellen KRINKO-Empfehlung für multiresistente gramnegative Erreger und EUCAST v 8.1.

Aus 9 (25%) der 36 Proben ließen sich 4 MRGN Enterobakterien anzüchten. Bei 7 (19%) der Isolate konnten Carbapenemasen der Gruppen VIM (2 (6%)), NDM (2 (6%)), KPC (1(3%)) und Oxa-48 (2(6%)) nachgewiesen werden. 3MRGN kamen in 17 (47%) und gegen 2 Antibiotikagruppen resistente ESBL-Bildner in 13 (36%) Proben vor. Weitere Probenahmen sind geplant.