Gesundheitswesen 2019; 81(03): 228-229
DOI: 10.1055/s-0039-1679260
Vorträge
Fachausschuss Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Herpes zoster im Land Brandenburg: zunehmende Umsetzung der Meldepflicht und steigende Inzidenz 2010 bis 2017

B Tittmann
1   Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit des Landes Brandenburg, Gesundheit, Dezernat Gesundheitsberichterstattung/Infektionsschutz, Zossen, Germany
,
C Siffczyk
2   Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit des Landes Brandenburg, G2, Zossen, Germany
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Publication History

Publication Date:
05 April 2019 (online)

 

Hintergrund:

Bevölkerungsbezogene Schätzungen der Krankheitslast von Herpes zoster [HZ] sind selten. Die Daten des Varizellen-Sentinels der Arbeitsgemeinschaft Varizellen (2013 – 2016) implizieren eine bundesweite Zunahme von HZ. Im Jahre 2009 wurde eine landesspezifische Meldepflicht für HZ in Brandenburg eingeführt, um die Krankheitslast abzuschätzen und mögliche Auswirkungen der seit 2004 empfohlenen Windpockenimpfung auf die HZ-Inzidenz zu erfassen. In unserer Studie evaluieren wir die Meldepflicht und beschreiben die Epidemiologie von HZ in Brandenburg.

Methoden:

Wir analysierten die übermittelten HZ-Fälle aller 18 Landkreise (2010 – 2017) und stellten die geografische Verteilung, zeitliche und altersspezifische Trends der HZ-Inzidenz dar. Aus den Meldedaten und den Daten der Brandenburger Krankenhausstatistik (2010 – 2016) bestimmten wir jährliche Risikoraten [IRR] mittels binomialer Regression. Wir untersuchten die Meldedaten bezüglich deren Repräsentativität in Bezug auf Alters- und Geschlechtsverteilung sowie Vollständigkeit relevanter Angaben.

Ergebnisse:

Jährliche Meldungen nahmen kontinuierlich von 260 auf 1.827 Fälle zu. Eine stationäre Behandlung aufgrund des HZ wurde für insgesamt 190/7.881 (2,4%) der Erkrankten angegeben. Die altersstandardisierte jährliche Inzidenz stieg landesweit von 18 auf 136 je 100.000 der Bevölkerung. Diese Zunahme war über beide Geschlechter, in allen Kreisen und fast allen 5-Jahres-Altersgruppen zu verzeichnen (Gesamt-IRR = 1,3, 95% Konfidenz-Intervall [95%KI]= 1,28 – 1,39), außer in der Altersgruppe der 5- bis 9-Jährigen (IRR = 0,92, 95% KI = 0,81 – 1,05, n = 73). Die Inzidenz nahm mit steigendem Alter zu, mit einem Maximum bei den über 80-Jährigen. Frauen erkrankten 1,5-Mal häufiger. Alters- und Geschlechtsverteilung waren mit den Daten der Krankenhausstatistik vergleichbar, die ebenfalls einen Anstieg der Inzidenz zeigte (Gesamt-IRR = 1,08, 95%KI = 1,06 – 1,09). Vollständige demografische Angaben lagen für > 99% der Meldefälle vor. Die Vollständigkeit der Angaben zum Impfstatus bzw. Diagnosedatum nahm von 46,3 auf 82,9%, bzw. von 69,7 auf 83,5% zu.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse weisen auf eine zunehmende Umsetzung der Meldepflicht bei guter Repräsentativität der Daten hin und implizieren eine hohe Krankheitslast durch HZ im Land Brandenburg. Gleiche Trends in der Brandenburger HZ-Krankenhausstatistik legen eine tatsächliche Zunahme der Krankheitslast nahe, die durch Analysen weiterer Datenquellen überprüft werden sollte.